Der Aufschlag ist hart. Aus dem Hochhaus der positiven Gefühle fällt der Geist tief hinab auf den Boden der Depression. Ein Sturz, der vorauszusehen war und der mit Argwohn erwartet wurde. Schade eigentlich. Das Misstrauen gegenüber guter Stimmungslage zersetzt eben diese langsam. Natürlich kann es andere Faktoren geben, die teilweise postwendend positive Gedanken und Gefühlslagen mit grausamer Gewalt auflösen. Das Misstrauen ist da subtiler.

Es reichen Kleinigkeiten. Wir nehmen sie kaum wahr, deshalb ist es umso perfider. Danach wissen wir manchmal nicht, warum die Stimmung so plötzlich kippte. Nichtmal die Depression selbst muss einen klaren Auslöser haben, sie kann über Jahre in den dunkelsten und unerforschten Gegenden unseres Hirns gedeihen und dann die Kontrolle übernehmen.

Depressionen sind keine Invasoren. Sie gehören zu uns, sind Teil unseres Lebens. Radikale Akzeptanz soll der Schlüssel sein, also zu akzeptieren, was einem selbst widerfahren ist. Alles davon. Dann sind die Faktoren automatisch dabei. Soweit bin ich aber lange nicht.

Zu lernen, auf dem Hochhaus stehen zu bleiben klingt nach einem guten Ziel. Zumindest eine Zeit lang. Dann noch Notfallpläne haben, um den Sturz abzufangen und nicht bis auf den Boden zu fallen. Verbildlichung der Probleme soll bei der Bewältigung hilfreich sein, hab ich mir sagen lassen. Auch die Bewältigung kann imaginär und bildlich in unserem Kopf geschehen. Dabei muss nicht mal sonderlich abstrahiert werden, es reichen einfache Imaginationen.

Kampf ist wohl der falsche Begriff. Akzeptanz und eine Art von Koexistenz im Geiste sollten genügen, um damit leben zu können. Ein harter Weg, da Hass und Enttäuschung gegen das gegenwärtige Ich doch so leicht fallen, mich selbst erstmal zu akzeptieren jedoch unmöglich scheint. Wie sollen einen andere akzeptieren, wenn mensch sich selbst nicht akzeptieren kann? Simple Frage, höchst komplexe Antwortmöglichkeiten.

Grüße aus dem Nadelwald

Tanne