Heute mal wieder ein kleiner Vergleich zur Veranschaulichung. Diesmal lasse ich auch nicht mein Geschichtsstudium raushängen.
Mir kommen Depressionen manchmal vor wie die Natur in Städten. Sie wird mit aller Kraft unterdrückt und bekommt nur wenig Raum zugestanden, trotzdem findet sie immer wieder Wege, sich Platz zu schaffen und Bahn zu brechen.
Ich für meinen Teil muss der „Depression“ (der Name gefällt mir eigentlich nicht für einen so vielschichtigen und unklaren Geisteszustand) wohl größeren Raum zugestehen, um mit ihr Frieden schließen zu können. Sie zu unterdrücken hilft nicht, sie kommt als Folge nur hochgeschossen wie ein Ball, den mensch unter die Wasseroberfläche drückt und dann nicht mehr halten kann.
Die Keime der Natur existieren auch unter dem Beton der Stadt weiter und greifen nach oben aus. Auch wenn wir sie nicht immer sehen, sie ist da. Sie umgibt uns und kämpft praktisch um unsere Aufmerksamkeit, sie möchte in ihrer gewaltigen Schönheit gesehen werden. Depressionen sind nicht immer schön, aber aus ihnen kann dennoch schönes entstehen, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist.
Unterdrückung ist also kein Umgang. Wir können die Depression nicht einfach wegbetonieren und hoffen, dass der Boden keine Risse bekommt. Das Fundament muss anders aussehen – mit der Depression als Bestandteil. Für mich zumindest.
Bis neulich!
Tanne
Schöner Vergleich. Gefällt mir. Unterdrückung/Verdrängung ist nie ein Umgang, denke ich. Für den Moment mag es zwar eine Berechtigung haben, aber irgendwann fliegt es uns um die Ohren – egal was.
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Dysfunktional nennen es die Therapeuten unter uns. Und sie haben Recht – früher oder später erwischt es uns umso härter..
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Das ist ein schöner und treffender Vergleich. Ich stimme dir voll und ganz zu und hoffe du findest einen gut befahrbaren Weg zwischen Stadt und Natur!
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Das hoffe ich glatt mit, aber nicht nur für mich, sondern für alle.
Danke!
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Nur wer mit sich selbst im Einklang ist kann auch positiv mit seiner Umwelt umgehen.
Ich wünsche dir das du dein Gleichgewicht findest.
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Vielen Dank!
Sehr wahr.
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Ja, das ist immer so ein Thema: Der ständig neue Umgang damit. Denn jedes Mal wenn man denkt, man wäre sicher, kommt von irgendwoher so ein tückisches dunkles Loch …
Für mich ist es ein aushalten. Ein stoisches Durchstehen. Den Kopf gegen den Wind senken.
Manchmal entsteht dadurch tatsächlich etwas – meistens dann, wenn man wieder Licht sehen kann, aber noch ein paar Reste Düsternis bei sich hat. Die Ambivalenz ist seltsamerweise manchmal hilfreich!
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Stimmt. Bei mir ist es zur Zeit leider ein beständiges Loch, aus dem es sehr schwer ist herauszuklettern.
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Treffender Vergleich nicht nur für Depression, sondern für alles, was wir verdrängen, wegsperren. Oft ist uns ja gar nicht bewusst, wieviel Kraft es auch kostet, das unter Verschluss zu halten. Es war vielleicht mal überlebenswichtig, es wegzusperren, aber irgendwann will alles doch ans Licht, auch durch Beton. Und je härter der Beton, desto schmerzhafter kann das dann schon mal sein. Aber letztendlich – blühende Landschaften belohnen uns 😉
Schönen Abend noch!
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Ha, blühende Landschaften! Sehr (Vorsicht, schlechter Wortwitz) Kohlerisch.
Wünsche ich ebenso!
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Danke ;-)))
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Super Vergleich. So hab ich da noch nie drüber nachgedacht 🙂
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Vielen Dank!
Dann mal frohes sinnieren 😁
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„Depressionen sind nicht immer schön, aber aus ihnen kann dennoch schönes entstehen, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist. “
Es ist schön, dass ich das heute gerade bei Dir lese, denn diese Meinung ist nicht häufig. Eher wird mit der Krankheit auschließlich Negatives gesehen und weniger die Chancen, die sich aus ihr heraus ergeben können. Das ist natürlich auch verständlich, denn Depressionen können tödlich enden. Was sollte man darin also schön finden?
Sagen wir es mal so, Depression ist für mich persönlich weniger schön, hat aber einen Sinn. Weil das meiner Lebenseinsltelung entspricht: Für mich hat alles Sinn, positives und negatives. Da ich heute gesund bin, kann ich rückblickend sagen, dass die Depression die Tür war einer intensiven Auseinandersetzung mit mir und das hat sich zweifelsohne für mich sehr gelohnt! LG an Dich und alles Gute auf DEinem Weg, Simone
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Diese Schönheit können meist nur die Betroffenen selbst erfahren, ist ja auch irgendwie logisch. Sie kann sich aber auch künstlerisch äußern.
Auch liebe Grüße an dich, danke!
Tanne
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Ja, depressive Menschen können sehr kreativ sein. Allerdings nicht, wenn die Depression so stark ist, dass sie alles blockiert. Dssd killt sie jegliche Kreativität. Ich finde, das sieht man gut bei Manisch-Depressiven.
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Natürlich. Ist halt bei jedem anders. Mit Verweis auf Künstler aller Art lässt sich jedoch sehen, dass Depressionen durchaus eine enorme Kreativität mit sich bringen können. Das lindert aber in keinem Falle die Schwere des Leids.
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Hi! Ja schön geschrieben von Dir und ich finde, dass die Depression zu einem gehört, der sie hat. Sie ist für much dann wie eine Grippe, die ich weg haben möchte ich kämpfe gegen Sie an, mit Geist und Körper und bin am Ende der Gewinner 🙂
LG Hoffnungsstern
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Freut mich, dass es bei dir so klappt. Ist nicht selbstverständlich!
Gruß
Tanne
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Ja das stimmt. 😊
Um das Schloss knacken zu können,
braucht man den richtigen Schlüssel und einen sehr starken Willen. Wenn man das mal selbst rausgefunden hat, wie man dagegen ankämpfen kann, dann hat man den richtigen Schlüssel und auch den Willen dazu gefunden, weil, man gewonnen hat. . Aber es ist nicht einfach, das stimmt.
Nieee aufgeben !!
LG
Hoffnungsstern
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Depression als Bestandteil des Fundaments. Hm. Interessant. In Rumänien (und vielleicht nicht nur dort) gibt es die Sage, dass in ein Fundament etwas Lebendiges eingemauert werden muss, damit das Bauwerk trägt. Daran musste ich bei dieser Metapher denken.
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Ein unerwartet makaberer Denkanstoß, den ich gerne annehme. Danke dafür!
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Gerade grübel ich, ob man mit Humor auf Depressionen reagieren darf – besonders als Nicht-Betroffender? Weil ich dachte, in dem Post ging es um „Löwenzahn“ wegen des Bilds. Und keiner greift das in den Kommentaren auf – und mein Kommentar wird immer umpassender, weil er jetzt auch noch vom Thema abschweift, aber vielleicht sind Depressionen ja gerade so man kann sie nicht „wegbetonieren und hoffen, dass der Boden keine Risse bekommt“.
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Alles gut. Darfst du! Ich lade ja dazu ein, wie ich an diversen Stellen in meinem Blog erwähne. Humor ist für mich ein wichtiges Mittel etwas Abstand zu gewinnen und in eine Beobachterrolle zu schlüpfen. Da dürft ihr dann gerne neben mir Platz nehmen und herzhaft lachen, auch wenn eigentlich weinen angebracht erscheint – ist es aber nicht immer!
Genau das meine ich auch mit Austausch. So lernen beide Seiten einen besseren Umgang mit der Symptomatik zu pflegen. Im direkten und persönlichen Umgang muss aber natürlich immer abgewägt werden. Das ist nicht immer einfach und Fehler passieren jedem, auch den Betroffenen, bzw. gerade den Betroffenen.
Unsicherheit im Umgang mit Depressiven ist genauso menschlich wie die Geisteskrankheit, die nicht immer und zu jeder Zeit eine Krankheit sein muss, selbst ist.
Danke für die Chance, hierzu eine Ausführung geben zu können. Aber Vorsicht: Alles muss individuell von Person zu Person angegangen werden, es gibt keine allgemein gültige Umgangsmaxime.
Gruß
Tanne
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Schon wieder musste ich lachen. Weil ich jetzt unweigerlich Peter Lustig mit Depressionen in Verbindung bringe, und für derartig grotesk-humoristische Auswüchse (wie passend) bin ich allzu empfänglich.
Die Metapher gefällt mir einmal mehr sehr. Islands Vulkane kamen mir dabei in den Sinn. Man kann sie nicht am Ausbruch hindern, und wenn’s knallt, dann so richtig. Aber ohne sie gäbe es die ganze Insel nicht, gäbe es die wunderbaren schwarzen Strände nicht, gäbe es die Erdwärme nicht, die das Leben im rauen Klima erst ermöglicht. Nein, psychische Vulkanausbrüche machen keinen Spass. Aber bereichernd können sie trotzdem sein. Wie der Löwenzahn im Asphalt, ohne den meine Kindheit nicht dieselbe gewesen wäre.
Ich wünsche der Tanne viele Wachstumsmöglichkeiten. In der Natur und in der Stadt.
Elín
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Ich danke dir für das Lob und die wunderbare Island-Vulkan-Metaphorik. Die gefällt mir ebenfalls ungemein!
‚Tschuldigung, falls ich einigen hier die positiven Erinnerungen vernichten sollte. Ich habe Löwenzahn aber früher aus gesehen, ich sitze im selben Boot, in das ich ein Loch geschlagen habe.
Die Tanne bedankt sich!
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Gerne. Freut mich, dass ‚Island‘ bei dir Anklang findet.
Meinen positiven Kindheitserinnerungen gehts übrigens nach wie vor gut (so viele sind es ohnehin nicht). Sie sind jetzt nur um ein bisschen Ironie reicher, und das ist doch eigentlich ganz schön.
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*auch
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De-pression ist für mich der Aus-Druck eines Systems als Gegen-Druck auf den bis zu diesem Zeitpunkt nicht bearbeiteten, weil zB bisher nicht wahrgenommenen Druck von außen und/ oder von innen auf das jeweilige System.
… und oft tritt Linderung ein, sobald der ganze Druck – egal in welche Richtung, meist der: zB doch endlich wieder funktionieren zu wollen – sein gelassen wird.
Erleben ohne zu verändern.
Wahrnehmen ohne zu bewerten.
Sind zwei Wege, die sich mir schon oft als hilfreich ergeben haben.
Aus meiner Sicht ist die Erfahrung einer Depression aus der Sicht der Evolutionsbiologie sogar für den Einzelnen, wie auch für das gesamt gesellschaftliche System sehr, sehr nützlich… weil es einem hilft sich wieder zu verbinden… zB mit den Gefühlen…
Dazu schreib ich sicher bald nochmal selbst einen Artikel…
Wunderschöne Beobachtung demnach aus meiner Sicht! Danke!
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Endlich eine tolle und zutreffende Beschreibung- Danke für diesen Beitrag
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Danke für den lieben Kommentar!
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Ich danke!
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Ich finde auch, dass du hier einen sehr schönen und passenden Vergleich gefunden hast.
Ich denke auch, dass es immer wichtig ist seine Gefühle und das was wir wegdrücken und weggedrückt haben, wahrzunehmen.
Und dann um nicht darin hängen zu bleiben und der Passivität zu verfallen, zu schauen, was ich jetzt tun kann, dass es mir besser geht und dadurch aktiv werden.
Mir selber herauszuhelfen und Positives zu schaffen, aus eben diesem Gefühl heraus. So kann ich für mich Beidem einen Platz geben.
Ist natürlich dann auch oft ersteinmal schmerzhaft, aber langfristig überwiegt das Positive und die angenehmeren Gefühle 🙂
Gruß, Borderlife
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Vielen Dank!
Eine gute Einstellung. Es ist in der Tat nicht einfach. Was herauskommt wird uns bestimmt überraschen.
Gruß
Tanne
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Danke für den Text. Damit hast du wahrscheinlich meine Haupterkenntnis aus den letzten 12 Monaten erfasst. Gruß, May
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Das freut mich!
Gruß
Tanne
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Annehmen, akzeptieren dass sie da ist, danken, dass sie bei Dir war, eine Lektion daraus ziehen und für diese Lektion danken, und loslassen. Gemeinsamen Weg abschneiden. So richtig in Gedanken. Sich verabschieden von ihr. Sie muss nicht mit Sir mitkommen, damit Du Platz für Neues schaffen kannst, lade positive Gefühle ein.
Lieben Gruss 🙂
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Das wird schwer. Das versuche ich nun schon länger, aber ich glaube den Platz muss ich ihr gewähren, um mich nicht jedes Mal in ein nich tieferes Loch ziehen zu lassen.
LG
Tanne
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So schön geschrieben und so wahr!
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Danke!
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Jetzt habe ich es auch geschafft, mich bei dir umzusehen und zu lesen und könnte fast unter jedem Beitrag das Sternchen klicken. Ich möchte die aber nicht so inflationär nutzen, sie sollen ja ihre Bedeutung behalten 😉 Deine Ode an den Löwenzahn hier hat es mir besonders angetan und deswegen landet mein „Hallo, ich bin auch hier“-Kommentar eben genau hier 🙂
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Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.
Dann heiße ich dich eben genau hier willkommen, ich bleibe natürlich auch bei dir dabei.
Danke für das Lob! Wir lesen voneinander 😉
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Der Vergleich gefällt mir wirklich gut! Weder Natur noch Depression sollten unterdrückt werden. Die Natur tut uns gut und die Depression, tja, sie ist einfach da, möchte uns vielleicht etwas sagen, auf etwas wichtiges aufmerksam machen.. Manchmal erscheint sie mir auch wie ein kleines Kind, das vergeblich am Rockzipfel zerrt und endlich Beachtung bekommen. Aber wer beachtet schon ein missmutiges Kind im schwarzen Gewand?
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Schön ausgedrückt.
Die Metapher mit dem Kind finde ich sehr treffend. Wir sollten dieses Kind ganz dringend beachten, vielleicht können wir ja sogar etwas an ihm verändern. Ein Kind, dass komplett ignoriert wird stirbt. Bei der Depression kommt es dann jedoch als furchtbarer Geist nach Lust und Laune zurück..
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Danke. Ich mag das Vampirkind 😉 Es ist mir lieber als ein wütender Geist, der kommt und geht, wie es ihm gefällt. Wenn das spitzzähnige Kind anklopft, versuche ich es freundlich zu begrüßen. Manchmal sage ich ihm aber auch, es darf gern morgen wiederkommen, weil ich es gerade so gar nicht gebrauchen kann. Und tatsächlich: Manchmal schlurft es missmutig davon und kommt dann ein anderes Mal vorbei. Dann hören wir gemeinsam Musik und verschwinden in den düsteren Nebeltropfen.
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Auch ich komme mit dem Wort „Depression“ nicht klar. Je öfter ich es lese je mehr klingt es wie…. so abwertend. Fürchtbar! Dabei mag ich deinen Humor und manchmal auch die vielen Türen der Fantasie in deinem Kopf! Ich dachte erst…wer oder was ist Tanne🌲?! Aber ich bin mega naturverbunden und da muss ich dir jetzt einfach folgen!
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Es ist in der Tat mittlerweile ein sehr abgenutztes Wort voller unsinniger Konnotationen.
Vielen Dank!
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Ein Gedanke dazu. Depression ist ein Teil von mir und ich bin davon überzeugt, dass wenn ich in einem so tiefen Maße Traurigkeit und Furcht empfinden kann, ich in einem ebenso tiefen Dasein zu Freude und Vertrauen fähig bin. Und das ist ein Geschenk. Zu tieferen Gefühlen fähig zu sein, meine ich. Zu tieferem Denken. Das gibt meinem Dasein, so ist es zumindest für mich, eine Mehrdimensionalität – mehr Sinn. Wow. klingt das esoterisch . Ist aber so, cheers.
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Liest sich doch gut. Habe eine ähnliche, wenn auch abweichende Meinung. Deine Herangehensweise gefällt mir.
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Erst mal schöner Vergleich. Wen man sich das mal überlegt hatten doch sehr viele Menschen die berühmt waren Depressionen . Und obwohl sie so zusagen im Kampf mit ihrer Seele und Ihren Gedanken waren . Haben Sie doch Meisterwerke geschaffen
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Das stimmt, da gibt es viele hochinteressante Beispiele.
Danke!
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Wow, ich muss dich wirkich loben. Ich fühle genau so wie du. Ich habe noch nie so einen perfekt formulierten Text gelesen, du hast es einfach genau auf den Punkt gebracht. Ichcfinde es echt toll das du so Texte schreibst, mach auf jeden Fall weiter so 😇
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Ich danke dir für dein tolles Lob. Ich werde es versuchen!
Gruß
Tanne
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Text Gefällt!
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Danke!
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sehr mutig und toll. du hast absolut recht!
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