Wohl mal wieder ein Beitrag für die Kategorie Gedankenkotze. Sorry dafür. Ist mir aber wichtig, betrifft eigentlich auch uns alle.
Die Selbstverwirklichung ist in unserer Gesellschaft irgendwie zu einem Kitsch verkommen, anstatt als Ideal über allen anderen Dingen zu schweben. Das ist seltsam, denn eigentlich liegt sie tief verwurzelt in der Natur des Menschen. Irgendwo tief in sich drin möchte wohl jedes menschliche Wesen das besondere Talent finden, die eine Sache, die sich als Bestimmung auftut und von da an als höhere Gabe angesehen wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Mensch so etwas in sich selbst finden kann. Nur die wenigsten schaffen es zur Zeit. Noch weniger erreichen mit ihrer Gabe irgendeine Form von eigentlich verdienter Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Warum ist das so?
Die Antwort darauf kann nicht in wenigen Zeilen gegeben werden. Sie muss eine ganze Philosophie zugrunde liegen haben, die sich über mehr als nur geschriebene Worte erstrecken sollte. Die Philosophie müsste den Menschen auf jeder geistigen Ebene durchdringen, die Kanäle und Zugänge öffnen, um die Grundvoraussetzung zu schaffen. Und doch könnte sie so einfach sein.
Forsche in dir selbst. Höre deinen Geist. Spüre sein Verlangen. Manifestiere es. Befriedige es. Verwirkliche dich selbst.
Schön wär’s, oder? Wir stehen uns dabei, wie bei so vielen Dingen, in erster Linie selbst brutal im Weg. Wir stehen uns nicht nur im Weg. Wir legen Bärenfallen aus, graben tiefe Löcher, vertauschen Wegweiser und hinterlassen unserem Geist auf seinem Pfad nur verbrannte Erde. Das schlimmste daran ist nicht, dass wir es machen. Das eigentliche Problem ist viel mehr, dass wir uns dessen die meiste Zeit nicht einmal bewusst sind. Oder liege ich da so arg falsch? Wenn wir ehrlich sind, ist unsere ganze Gesellschaft zur Zeit darauf ausgelegt, für alles mögliche zu funktionieren, nur nicht für uns selbst. Wie eine Orange presst sich Generation um Generation aus. Wohin geht der ganze Lebenssaft? Was haben wir eigentlich noch davon? In Europa genug um zu existieren. In Afrika ist nichtmal das garantiert. Oder im nahen Osten. Oder in Indien. Naja, lassen wir das.
Das Problem ist also viel mehr, dass wir das Gegebene akzeptieren. Basta. Es ist halt so, wie es ist. Das wäre jetzt eine passende „Weisheit“. Wie traurig. Kein Wunder, dass so viele neben körperlichen Belastungen auch seelisch kaputt gehen. Bei mir trifft fairerweise gesagt nur letzteres zu. Wir nehmen so vieles hin und sehen es als, Achtung geflügeltes Muttiwort, alternativlos. Bäh. Das kann es doch nicht sein. Fängt schon beim Bildungswesen an. Wo bleibt da Raum für kreative, oder gar individuell-kreative Entfaltung? Im Lernplan eher nicht. Kann mensch den Lehrern nicht vorwerfen, die kriegen ja auch vieles vorgekaut und auf das Pult gerotzt.
Berufsinformationszentrum. Grauenhaft. Wie kann mensch nur Schüler den gelangweilten Beamten aussetzen, die einem ja auch nur Leid tun können, um ihnen „Möglichkeiten“ für die Zeit nach der Schule aufzuzeigen? Schickt doch mal nen Schriftsteller, nen Handwerkermeister, nen Politiker oder einen Verteter der Kunstakademie in die Schule. Philosophen, Naturwissenschaftler und andere Gelehrte aller Art. Kreative Projektmonate, nicht nur Wochen.
Da fängt es schon an. Wir sitzen in der Mitte eines so riesigen Tellers, dass wir den Rand schon gar nicht mehr sehen können oder wollen. Und anstatt aufzustehen und zu rennen, bleiben wir sitzen und warten ab. Klar könnten wir auf halbem Weg versagen. Aber der halbe Weg kann so schön sein, dass es sich alleine dafür schon gelohnt hat. Wer bis zum Rand kommt hat hoffentlich einen Fallschirm dabei, damit mit Anlauf herunter gesprungen werden kann, um diesen öden Teller endlich zu verlassen. Vorher aber noch einen fetten Haufen auf diesem hinterlassen, nicht vergessen! Eine Duftmarke für die anderen.
Ich selbst befinde mich zur Zeit auch noch in der Komfortzone, so ehrlich muss ich sein. Ist schon ein ganz schöner Akt, überhaupt erst aufzustehen, um das eigene Leben in die Hand zu nehmen.
Versuchen wir doch, unsere Gesellschaft etwas umzugestalten. Variabler sein, kreativer sein. Jede Art der Selbsterfüllung ist einem jeden Menschen zu gönnen. Nicht jede/r wird Schriftsteller oder Künstler sein. Darum geht es ja auch nicht. Jede Art von Beruf(ung), der für ein Zusammenleben mit mehreren erforderlich ist, kann mit solchen Menschen besetzt werden, garantiert. Das Wesentliche ist uns irgendwie aus dem Hauptaugenmerk gerückt und wir drohen unsere menschliche Natur aufzugeben. Verrohung, Leid, Depression, Krieg, Hass, Ungerechtigkeit, Neid. Könnten das nicht die Folgen der Unterdrückung unserer eigenen Natur sein? Sie wehrt sich, ruft nach Hilfe, doch wir mauern sie immer wieder ein.
Ich weiß, dass diese Gedanken aktuell nicht realitätsnah sind, zumindest was die Umsetzbarkeit angeht. Ich lebe nicht in einer Seifenblase. Schön wär’s, dann würde ich wohl jetzt kaum von der Ballerburg (Klapse) aus schreiben. Aber welcher große gesellschaftliche Umbruch wurde schon von realistischen Gedanken angeführt? Bewahren wir uns doch etwas Idealismus, etwas Romantik, etwas Weitsicht.
Einen schönen Abend noch allerseits
Eine aufgewühlte Tanne
Zufall: Vorhin haben wir über unsere Wünsche in unserem Rentner Leben gesprochen. Wenn wir es wirklich erleben, werden wir nur noch uns gegenüber Rechenschaft abgeben.
Wir freuen uns sehr darauf. Aus heutiger Sicht noch 13 JAHRE. Doch Vater Staat wird das sicherLich zu verlängern wissen …….
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Eine gutes Ziel.
Sieht leider so aus. Da wird schon an allen Ecken und Enden dran gesägt.
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‚Dem Tod gegenüber gibt es keine Entschuldigungen…‘
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„Schickt doch mal nen Schriftsteller, nen Handwerkermeister, nen Politiker oder einen Verteter der Kunstakademie in die Schule. Philosophen, Naturwissenschaftler und andere Gelehrte aller Art. Kreative Projektmonate, nicht nur Wochen.“ Nun – das wäre auch nicht die Ideallösung. Pädagogische Kreativität verspräche ich mir davon jedenfalls nicht. Und die gibt es durchaus, ebenso wie solides pädagogisches Handwerk. Auch wenn viele Lehrkräfte das nicht zu praktizieren scheinen, ist es nicht zwingend von Vertreter/inne/n anderer Berufsgruppen zu erwarten. Aber ansonsten – gut geschrieben, treffend formuliert, wie immer!
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Natürlich. Es geht dabei nur um Orientierung und Möglichkeiten für die Schüler, die aktuell leider schlecht angesehen sind und unter den Tisch fallen. Das es das gibt, zweifel ich nicht an.
Danke!
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Es ist Paradox! In der Innenstadt fährt der Großstadtpanzer die Kinder zur Schule. Fussgänger mit Kopfhören werden Nachts von Krankenwagen überfahren ( vor zwei Wochen in HH ) und Gesunde werden Krankgeschrieben! Schön dich lesen zu dürfen! Manne
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Das stellt es auch ganz gut dar..
Danke!
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Mir gefällt (unter anderem) der Satz „Höre auf deinen Geist..“ Das ist eben manchmal gar nicht so einfach bei all dem Lärm rund herum und nicht zuletzt auch des Lärms in uns selber wegen, den wir sofort dann machen, wenn Gefahr droht, dass es zu ruhig werden könnte. Gut, ich spreche jetzt von mir, aber vermutlich geht es andern auch so.
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Ja, das fällt in der Tat oft schwer. Wir sollten es dennoch häufiger versuchen!
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Stimmt genau.
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Ah! Turner! ich liebe dieses Bild!
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Also ja, die Tanne ist immer grün, im gesunden Zustand. Irgendwie gehen Selbstverantwortung, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung mit einander. Antwort-stimmig-wirklich…*
Im übrigen, ’seelisch kaputt‘ bist Du vermutlich gar nicht. Du musst es Dir noch nicht einmal sagen. Was ich hier von Dir höre ist für mich Ausdruck seltener Gesundheit! Möglicherweise definieren wir ‚Seele‘ nicht gleich. Deine Seele ist ausgesprochen heil…*
Das war nur am Rande und gehört möglicher Weise gar nicht an diesen Platz. Wenn dem so ist, bitte ich um Nachsicht für meine Äußerungen…
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Im Gegenteil. Andere Betrachtungsweisen interessieren mich sehr. Gerade in Bezug auf mich selbst bin ich mit Urteilen wohl etwas vorschnell. Da kommen mir andere Positionen sehr sehr gelegen. Danke dafür!
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Ich mag das Wort „Selbstfindung“ nicht. Wir müssen uns nicht suchen, wir sind doch schon da. In diesem Sinne: Hallo, Tanne! Liebe Grüße von einer noch etwas unsicher auf Kassiopeias achtsamem Schildkrötenpanzer balancierenden Berni
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Unseren Geist müssen wir durchaus noch erforschen. Denke ich zumindest. Da gibt es noch viele Türen einzutreten, viele Mauern einzureißen. Sehr viele. Von daher ist schon etwas wie suchen und finden. Nimmt aber bestimmt jeder anders wahr.
Danke und liebe Grüße
Tanne
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Ich stimme dir zu, wenn da Mauern und verschlossene Türen sind. Gleichzeitig stelle ich mir aber die Frage, woher diese überhaupt kommen, wer sie da platziert hat. Und ob ich nicht doch eh schon einen Schlüssel habe.
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Obwohl du auf die letzte Frage ja schon in deinem Text nach Antworten gesucht hast 😉
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Ich meine damit auch unerkundete Räume im Geist. Wo wir noch nie vorher waren, es aber nicht einfach ist hinzukommen..
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Lieber Tanne,
auch ich würde sagen, dieser Text ist weit weg von „Kotze“.
Oft schon habe ich mich gefragt und auch davon geschrieben, dass ich das Gefühl habe, nicht die „psychisch Kranken“ sind die Kranken – sondern vielmehr all jene, die das da draußen noch immer irgendwie ertragen.
Unsere Seelen fühlen, schreien und hoffen; fordern uns auf, diesen Irrsinn zu verändern und drängen uns, unser Inneres zu leben. Sie bitten inständig, zu unserem Ursprung zu finden und uns SELBST zu leben – statt all jenem, das von ANDEREN in uns hineingezwungen werden soll – meist ausschließlich zu deren finanzieller Bereicherung und/oder zur Besänftigung deren seelischer Ungeheiltheiten, welche sich häufig in Gewalt- und Machtspielen äußern.
Aber Querschläger müssen besser schweigen – bevor die „Gesunden“ womöglich von all dem Gerede anfangen, auch noch nachzudenken.
Also heißt es, wir seien krank.
Laß niemals nach, dich selbst zu suchen.
Ich schicke dir Kraft und Liebe hierzu.
Luise
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Ich glaube, dass es gar nicht „die Kranken“ und „die Gesunden“ gibt im Hinblick auf geistige Gesundheit…Meine Mutter hat mir als ich ein Teenager war eine ziemlich hilfreiche Weisheit mit mir geteilt. Sie meinte: „In unserem Leben sind wir staendig kurz davor abzudriften was unsere mentale Gesundheit angeht. Es wird immer und immer wieder Zeiten in deinem Leben geben, wo du kurz davor sein wirst, dich zu verlieren. Es gilt so gut wie moeglich zu versuchen sich selbst davor zu bewahren, aber auch zu wissen, dass es jederzeit passieren kann und vielleicht auch wird.“ Und sie hatte so Recht! Bis vor einem Jahr blieb es fuer mich so, dass es nicht zum Abrutsch kam, aber dann ganz ploetzlich hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Angstzustaende und mir wurde klar, dass wir alle tatsaechlich von einem Moment auf den anderen alle Stabilitaet verlieren koennen. Das Verrueckte ist, dass sobald unser Kopf anfaengt zu schwanken, auf ein Mal alles ausser Kontrolle geraet – unser Koerper, unser Gleichgewichtsgefuehl und alles um uns herum verschwimmt… Ich glaube, dass es eine ganz schoene Herausforderung dieses Leben auf dieser Erde zu meistern, vorallem als feinfuehliger Mensch und man sollte das nicht unterschaetzen. Wir alle werden unsere Phasen haben, in denen wir zusammenbrechen, der eine frueher und der andere spaeter.
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Es gibt laut Psychologie tatsächlich bei jedem Menschen einen gewissen Grad der Vorbelastung und Anfälligkeit. Irgendwann ist die Grenze zur Krankheit überschritten. Bei manchen geht es eben schneller als bei anderen.
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Und nicht zu vergessen kommt es auf die Umstaende des Lebens an…
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Ich finde heutzutage wird es einem so provokant leicht gemacht dort zu bleiben wo man ist. Von alleine muss man nie laufen. Alles wird unterstützt und zur Not ist da ja noch der Sozialstaat (der hier nicht kritisiert werden soll). Ich denke einfach, dass man sich heute schon irgendwo von der Masse abhebt, wenn man ausgeht, während alle anderen noch das Leben im sitzen am Schultiscj genießen. Aber wann ist der Zeitpunkt um Aufzustehen und sich mal umzugucken und zu sehen, was man möchte?
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Das muss jeder Mensch für sich selbst wissen. Kann einem niemand sagen..
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Mh, mh… steckt Selbstverwirklichung wirklich so tief in uns drin? Bei der Bedürfnispyramide ist Selbstverwirklichung ja erst die Spitze, also das Ende. Die Stufen davor sind allerdings eher basal, Nahrung, Sicherheit und dann „obacht“ Soziale Bedürfnisse und individuelle Bedürfnisse. Ich empfinde das Thema Selbstverwirklichung inzwischen eher als Druck und Zwang im Strom der Möglichkeiten, so als würde ich nicht alles ausschöpfen, was in mir schlummert.
Ich glaube auch, dass man erst wirklich glücklich werden kann, wenn man andere glücklich macht. Einfach mal testen wie man sich fühlt, wenn man nett zu einer Omi ist und ein wenig mit ihr über das Wetter plaudert. Deswegen mag ich den letzten Absatz besonders^^
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Ohne ein soziales Umfeld kann ein Mensch auf lange Sicht nicht glücklich werden, das ist klar. Selbstverwirklichung sollte jedoch nicht als Luxus der wohl situierten Leute gelten, sondern als Chance für alle. Da wäre zum Beispiel ein bedingungsloses Grundeinkommen hilfreich. Das ist jedoch ein anderes Thema.
Ich denke schon, dass Selbstverwirklichung in unserer Natur steckt. Wir alle sind unterschiedlich, aber werden in die selbe Form gepresst. Das macht einige unglücklich, andere merken es vielleicht gar nicht.
Schön, dass du das Glück der Anderen thematisiert hast. Ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Seins. Wer darin kein eigenes Glück findet, ist wirklich und endgültig krank.
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Ich sehe gerade den Punkt: Du gehst Selbstverwirklichung von dem Punkt an, wo Menschen nciht mehr die Chance dazu bekommen. Ich meinte den Punkt, wo Menschen schon nichts anderes mehr machen und sich darin verlieren. Wie immer fehlt eine gesunde Mitte.
Das mit dem Grundeinkommen finde ich auch spannend! Muss mich aber dazu noch mehr einlesen.
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Ich denke das Bild ist von Caspar David Friedrich.. habe es glaube mal in einer Ausstellung gesehen…
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Stimmt genau.
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Das mit der „Selbstverwirklichung“ hat einen Haken. Ein berühmter Arzt hat einmal gesagt, nur wer sich selbst hingibt, kann sein Leben gewinnen.
Das beste Beispiel für Hingabe ist ein Briefmarkensammler. Er geht ganz in der Sache auf, die ihn fesselt. Stundenlang kann er sich mit seinen geliebten Briefmarken beschäftigen ohne dass es ihm jemals langweilig wird. Die selbe Erfahrung machen auch Menschen die sich für Modelleisenbahnen interessieren usw.
Ich meine das sehr viel ernster als es vielleicht klingt. Ich meine das in dem Sinn von „Berufung“ von der du auch gesprochen hast, auch das meint Hingabe an eine Sache, eine Idee an eine Tätigkeit.
Es geht darum dem Leben einen „Sinn“ zu geben. Der „Sinn“ besteht gerade darin, dass er über das reine „Selbst“ hinausgeht, eine Tätigkeit die auch für andere sinnvoll ist.
Man spricht von dem Mann der Tat. Ich habe einmal gehört Frauen verhielten sich „face to face“ und Männer „side by side.
Das heißt Frauen können Stunden damit zubringen einfach nur miteinander zu reden „face to face“ egal worüber.
Männer sind es von der Evolution her gewohnt „side by side“ zu agieren, indem sie gemeinsam auf die Jagd gehen und sich dabei sinnvoller Weise sehr ruhig verhalten.
Das Schöne an der „side by side“ Kommunikation der Männer ist, dass sie ein gemeinsames Ziel haben. Beides ist wichtig: Dass es ein Ziel gibt und dass es ein gemeinsames Ziel ist.
Deshalb hinkt die „Selbstverwirklichung“ auf einem Bein. Sie hat vielleicht ein Ziel aber eben kein gemeinsames Ziel. Mit wem soll man feiern, wenn man sein Ziel erreicht hat?
Der einsame Mann, so erzählt man sich, liebt nichts so sehr wie sein Navigationsgerät im Auto und zwar deshalb, weil niemand sonst ihm zwei Mal am Tag sagt: „Sie haben ihr Ziel erreicht!“
Wenn man solche Sätze von echten Menschen hören will, dann muss man gemeinsam auf die Jagd gehen, daran führt kein Weg vorbei.
Das ist mir so eingefallen, als ich Deinen Beitrag gelesen habe. Wenn es für Dich irgendwie Besserwisserisch klingt und oder völlig an dem vorbei gedacht ist, was du mit deinem Beitrag ausdrücken wolltest, dann ist es so. Es ist völlig egal was gesagt worden ist, es kommt allein darauf an, wie es vom anderen verstanden wurde.
Über eine Rückmeldung von Dir würde ich mich freuen.
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Interessante Perspektive. Der Mensch als soziales Wesen ist auf sein Umfeld angewiesen. Auf die Familie, die engsten Freunde und alles was es da sonst noch so gibt. Das ist mir bewusst. Aber der Mensch lebt doch nicht nur für gemeinsame Ziele? Wieso soll da kein Raum für die Selbstentfaltung sein? Natürlich sind gemeinsame Ziele für ein soziales Wesen wichtig. Du hast die Jagd genannt, also das Überleben. Gut, das ist hier in Deutschland wohl erstmal gesichert. Und nun? Die meisten haben keine Chance auf eine eigene Entfaltung. Viele haben keine soziale Gruppe, mit der sie ein gemeinsames Ziel teilen. Es ist für mich eine Mischung aus beiden Sachen. Beide sind aber wichtig. Das eine schließt das andere doch nicht aus? Mit Selbstverwirklichung ist ja nicht gemeint, den ganzen Tag nur mit sich selbst zu verbringen.
Die Selbstverwirklichung muss im sozialen Umgang mit anderen auch mal zurückbleiben. Keine Frage. Aber in unserer aktuellen Gesellschaft gibt es so gut wie gar keinen Raum dafür. Das ist schade, denn die Menschen könnten sich so gegenseitig viel mehr geben.
Ich hoffe, ich hab deinen Kommentar somit in etwa beantwortet. Ich bin schon etwas müde und die Gedanken drehen sich wieder im Kreis. Nicht so einfach, da zu behalten, was kurz zuvor gelesen wurde.
Schönen Abend noch
Tanne
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Vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Natürlich ist Selbstentfaltung wichtig. Das meinte ich eigentlich mit auf die „Jagd gehen“. Wenn es keine Mitstreiter gibt dann auf die Jagd nach Mitstreitern und wenn es keine Räume gibt, dann müssen eben solche Räume geschaffen werden…..
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Mir ist noch etwas eingefallen. Der Therapeut fragte den Patienten, wie fühlen sie sich auf einer Skala von 0 bis -10. Der Patient sagte -10. Der Therapeut fragte, gab es schon einmal andere als -10 Zustände in ihrem Leben. Der Patient: Ja so ungefähr -7. Der Therapeut, dann überlegen sie woran das lag und versuchen sie da wieder hinzukommen.
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Im negativen die positive Entwicklung sehen. Sehr schön!
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„Schickt doch mal nen Schriftsteller, nen Handwerkermeister, nen Politiker oder einen Verteter der Kunstakademie in die Schule. Philosophen, Naturwissenschaftler und andere Gelehrte aller Art. Kreative Projektmonate, nicht nur Wochen.“ – Das wäre zu schön. Aber man träfe dort auf Beamte oder zumindest Mental- Beamte und den Rest kann man sich ja vorstellen. Ich war selbst mal vier Monate lang Referendar. Immerhin konnte ich im Nachhinein verstehen, warum mir manch Lehrkörper aus der eigegen Schulzeit so desillusioniert vorkam. Habe dann die erstbeste Möglichkeit zur Flucht ergriffen.
Ich würde auch gar nicht pädagogische Kreativität verlangen oder erwarten von diesen Externen – aber manch ein Schüler bekommt vielleicht eine Ahnung, was am Ende einer Schullaufbahn eben auch stehen kann.
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Ganz genau!
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Du musst bei mir lesen, da hast du Idealismus, Romantik und Weitsicht. Ich bin dein Schüler, weil du Wahrheit schreibst und offen bist und authentisch und ritterlich. Dein Schwert der Wahrheit und gegen die tägliche Lüge der Gesellschaft, die sich für Hungerlohn täglich belügen lässt und selbst lügt für eine Illusion des Glücks, das kein wahres ist.
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Ich werde reinschauen. In der Zwischenheit bedanke ich mich für den Kommentar! Hiermit bist du aufgenommen in der Tann’schen Akademie, willkommen!
Beste Grüße
Tanne
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Ballerburg! Geil!
Und zum Rest deiner „Kotze“ – auch geil!
Jeder will großartigst sein, endlich in seiner größten Großartigstkeit (😉 super Wortspiel) gesehen werden, weil wir anscheinend verlernt haben, uns so zu sehen und MIT allen Fehlern und Macken wertzuschätzen, wie wir nun mal sind.
UND jeder hat das Gefühl, dass was ihm wirklich wichtig ist, wird ja doch nicht beachtet…
Und dann entsteht Rebellion und Hass und Wut und Überschätzung von eigenen und fremden Fähigkeiten…
Anstelle in Ruhe da zu stehen, und wirklich in jedem Moment dem eigenen Ruf zu folgen…
Denn ich glaube fest daran, jeder – wirklich JEDER – weiß, was er will und was ihm gut tut. Nur es ist die Angst vor Konsequenzen, Angst vor der Entscheidung, Angst vor der eigenen Liebe, die einen in Starrsinn verharren lässt…
Kotze weiter so und gib dem Raum, was dich trägt… es ist die beste Medizin!
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Keine Angst, es wird fleißigst weiter gekotzt 😁
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Hi Tanne,
interessantes Thema, was du da „ausgekotzt“ hast. Beschäftige mich damit auch hin und wieder. Bin mir dabei nur nie sicher, ob wir vielleicht etwas zu verwöhnt sind. Bedenkt man, dass es vor 60 Jahren nicht im Ansatz um Selbstverwirklichung ging: Wenn die Eltern Maler waren, dann wurde man eben Maler, waren die Eltern Metzger, dann wurde man Metzger im Familienbetrieb. Ich denke, dass wir schon eine viel größere Chance haben, uns selbst zu verwirklichen. Aber die reine Selbstverwirklichung bleibt wohl Utopie.
LG
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Nun gut. Wenn wir es so sehen, hatten die Menschen vor 60-70 Jahren neben den schweren Belastungen der Nachkriegszeit dennoch die Chance, etwas komplett neues aufzubauen. Da fließt die Kraft der Selbstverwirklichung schon stark. Wir, die wir totalen Überfluss haben, verlieren uns zu sehr darin. Es ist nie einfach, da eine klare Aussage zu treffen. Jede/r kann das anders sehen. Es ist und bleibt spannend, sich damit auseinanderzusetzen und uns gegenseitig den Spiegel vorzuhalten.
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Individualität ist heutzutage ein Massengut. Individualität, Selbstverwirklichung als Kollektivbewegung.Jeder will anders sein, doch alle sind gleich. Und die allermeisten wollen es so, der Rest wird dazu forciert. Just my 5 Cent.
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Finde ich nicht so. Wir werden von Anfang an als Masse und nicht als Individuum behandelt und wahrgenommen. Zieht sich durch die ganze Kindheit und in das „Erwachsenenleben“. Individuelles Potenzial geht oft unnötig verloren, obwohl es die Gesellschaft bereichern würde.
Dazu kommen Ideale, die vorgegeben werden. Diese gelten offenbar vielen als obersre Priorität im Leben. Mögliche individuelle Ideale und Werte werden so begraben.
Es geht nur im Kollektiv. Darauf ist der Mensch angewiesen. Das Leben in einer Gesellschaft fordert natürlich auch eigene Freiheiten aufzugeben. Aber doch nicht so viel. Wir verlieren zunehmend durch eine totale Sinnüberflutung das Wesentliche aus den Augen. Mich eingeschlossen, ein Grund meiner Depression.
Es ist und bleibt ein schwieriges Thema, welches jede/r für sich selbst bearbeiten muss. Dennoch könnten wir an gewissen Stellen in der Gesellschaft ansetzen, um es uns einfacher zu machen. Das ist kein Hexenwerk.
Gruß
Tanne
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Sich selbst verwirklichen. Großes Thema, große Worte. Damit kann man seinen Abend verbringen. Am Ende fängt man in jeder Sekunde wieder damit an, nicht? Bevor du etwas wirst, musst du etwas sein. Psychologie. Verhalten und Erleben. Ich kenne Momente, in denen ich traurig und fremdbestimmt davon träume, wo anders oder jemand anders zu sein. Ich meine nicht, eine andere Person, ich meine die, die ich sein könnte, fernab von der verzerrten Realität in der wir leben, paranoiden Ängsten und dem Gefängnis von Werten und Normen, von denen ich wenig Ahnung habe. Davon träume, immer dieses Selbst zu sein, dass ich selbst am Liebsten bin, nicht die, die still am Rand steht und versucht, den (eigenen) Erwartungen gerecht zu werden.
Aber das ist so paradox wie alles in der Psychologie. Immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass nichts bleibt als die zu sein, die ich bin – und dabei die zu werden, die ich sein will. Selbstverwirklicht. „Einfach“ den Ängsten trotzen. Vertrauen haben, in mich, in die Welt, Vertrauen darauf, dass ich das, was ich kann, auch kann, wenn es jemand sieht.
Vielen Dank für den gedanklichen Exkurs!
Buchtipp für „Neueinsteiger“ in das Thema „Selbstverwirklichung“: „Das Café am Rande der Welt“.. Von John Strelecky. Nicht wegen besonderer Poesie, sondern weil es im Kopf bleibt…
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Schöne Worte. Du scheinst einen Teil deiner eigenen Wahrheit, ohne das jetzt abwertend zu meinen, im Gegenteil sogar, gefunden zu haben. Das freut mich.
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Upps, war noch nicht fertig.
Ich kenne die Träume, die du beschreibst. Ich glaube jeder Mensch sinniert über die Möglichkeiten, die in etwaigen Paralleluniversen hätten sein können. Wenn das zu oft geschieht, ist das sehr verhängnisvoll. Dieses Problem ist bei mir immerhin nicht so stark ausgeprägt.
Ich werde mir deinen Tipp mal anschauen und danke dir dafür. Eigentlich ist doch alles, was wir erleben und was geschieht irgendwie paradox. Daran kann mensch hervorragend verzweifeln.
Gruß
Tanne
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„Ich glaube jeder Mensch sinniert über die Möglichkeiten, die in etwaigen Paralleluniversen hätten sein können.“
Hätten sein können – das ist gar nicht so sehr der Ansatz. Oder – nicht mehr.
Ich glaube viel mehr, es ist wichtig, zu wissen, was man gern wäre, weniger, was man hätte sein können (siehst du den Unterschied?)
Das kann man ja noch werden, also – wenn man denn zumindest weiß, wer man ist.
Du schreibst, man könnte am Lehrplan ansetzen. In den Schulen, in den Kitas, was auch immer. Wertvoller Gedanke. Ich denke, wichtig dabei ist ganz und gar vor Allem anderen, dass die, die dort als Multiplikator sitzen, diesen Weg gegangen sind, den du auf diesem Blog groß beschreitest. Den in sich selbst, die eigene Wahrheit, das eigene Gefühl, die Relation des Lebens kennenlernen.
Und ich denke, auf dem einen oder anderen Weg gehen ihn die meisten irgendwann.
Mhh, aufgeregtes Wirrwarr von Worten. Ich versuch nochmal, ein Bisschen was von dem Gefühl und Gedenke einzufangen, dass dein Text in mir ausgelöst hat –
Ich für mich – also nur für mich – hab erkannt, dass ich immer, immer nur im Jetzt anfangen kann – und immer wieder nur von vorn, wenn das nicht klappt. Die Komfortzone, vor der echten Verantwortung für das eigene Leben, verlassen, meine ich.
Also – Wie die ausgepresste Orange funktionieren muss halt nicht sein – selbst in dem Käfig aus Werten und Normen – auch in dieser fragwürdigen Welt und dem Konstrukt aus Wahrheiten, das erst Mal gleichgültig angenommen wird. Jeder Moment ist bedeutsam – und das klingt schon nach Kitsch, wie du ja auch schon schriebst – aber – nicht weniger wahr.
Ich danke dir für den Text! Eine gute Erinnerung an das Wesentliche.
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Hui. Du gibst aber auch gute Denkanstöße. Ich sehe jetzt den Unterschied. Da kann mensch ansetzen, das stimmt. Das ist immerhin kein trauern über mögliche verpasste Chancen. Bekämpfbar.
Dieser Prozess hat mich im Moment derart fest im Griff, dass ich mich in einer Art Ambivalenz zwischen Fortschritt und Stagnation befinde. Das ist wirklich sehr verwirrend und aufwühlend. Aber auch ein bisschen interessant, wenn ich es schaffe, in die Beobachterrolle zu kommen.
Ganz ohne Kitsch kommen wir nicht aus. Selbst der härteste „Kerl“ sehnt sich doch irgendwo nach ein bisschen Lebenskitsch, egal in welcher Form.
Die Komfortzone zu verlassen, ich glaube das habe ich gedanklich geschafft. Aber ich hab keine Ahnung wo ich jetzt bin und wo das hinführt. Mal sehen.
Danke dir!
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Vielleicht lässt du uns ja wirklich ein wenig teilhaben, mit dem, was du hier so aus deiner (Gedanken-)Welt präsentierst. Ich freue mich auf die nächsten Gedankenkollisionen! 😉
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Sehr gerne sogar!
Das freut mich, danke.
Wir lesen voneinander, würde ich sagen 😁
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wie kommst du voran in der Selbstverwirklichung? 😉
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Hat dies auf Wahnsinn Und Wir rebloggt und kommentierte:
Sich selbst verwirklichen. Großes Thema, große Worte. Damit kann man seinen Abend verbringen. Am Ende fängt man in jeder Sekunde wieder damit an, nicht? Bevor du etwas wirst, musst du etwas sein. Psychologie. Verhalten und Erleben. Ich kenne Momente, in denen ich traurig und fremdbestimmt davon träume, wo anders oder jemand anders zu sein. Ich meine nicht, eine andere Person, ich meine die, die ich sein könnte, fernab von der verzerrten Realität in der wir leben, paranoiden Ängsten und dem Gefängnis von Werten und Normen, von denen ich wenig Ahnung habe. Davon träume, immer dieses Selbst zu sein, dass ich selbst am Liebsten bin, nicht die, die still am Rand steht und versucht, den (eigenen) Erwartungen gerecht zu werden.
Aber das ist so paradox wie alles in der Psychologie. Immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass nichts bleibt als die zu sein, die ich bin – und dabei die zu werden, die ich sein will. Selbstverwirklicht. „Einfach“ den Ängsten trotzen. Vertrauen haben, in mich, in die Welt, Vertrauen darauf, dass ich das, was ich kann, auch kann, wenn es jemand sieht.
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Ich mag deine Gedanken 🙂
Sie spiegeln irgendwie das wieder, womit ich mich auch immer wieder gedanklich versuche zu beschäftigen und in Worte zu fassen, um anderen zu erklären, mit was für einem Tunnelblick sie eigentlich durch die Welt spazieren.
Deine Worte haben mich echt gekriegt 🙂
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Das freut mich, danke!
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