Jeder Mensch muss nach einer gewissen Zeit schlafen. Der Schlaf erlöst uns. Erlöst uns von den Plagen des Alltags, schickt uns in eine völlig andere Welt. In dieser Welt können wir wahrhaft frei sein. All unsere unterbewussten Wünsche können erfüllt werden. Allerdings können uns auch alle Ängste heimsuchen. Geht Freiheit ohne eine dunkle Seite? Einen steilen Berg kann mensch nicht erklimmen, ohne das Risiko des tiefen Falls zu haben.
Unser Verstand schläft doch unser Geist ist nach wie vor aktiv. Keine Stimme mehr, die sagt, dass etwas nicht möglich sei. Ein Sprung hunderte Meter hoch. Ein Sprint schneller als der Wind. Eine sagenhafte Kraft. Und plötzlich fragt sich der Geist: „Träume ich?“ und seine eigene Stimme antwortet: „Ja, ich träume! Also kann ich machen was ich will?“ Die Erkenntnis kommt sofort: „Ja, das kann ich!“
Nun steht er in seiner Traumwelt. Sie kann jede Form haben, eine fantastische Fiktion voller Möglichkeiten. Eine Umgebung, wie sie kein Architekt, kein Landschaftsbauer oder Städtplaner jemals besser entwerfen könnte. Zumindest für uns selbst, denn sie spiegelt uns wieder. Unsere eigene Welt, für uns ganz alleine und dennoch weit entfernt von Einsamkeit. Ein Sprung in den Traumhimmel – schon fliegt er. Fliegt durch seine selbst erschaffene Welt und ist der wahrhafte Sonnenkönig, schlendert lachend durch seinen prächtigen Spiegelsaal und seine Gärten des selbst kreierten Traumversailles.
Doch wo bleibt da die Dunkelheit? Auch sie meldet sich gelegentlich und fordert ihren grausamen Tribut vom Geist. Sie sitzt im Unterbewusstsein und nimmt sich ihren Anteil. Der Traumkönig stürzt vom Himmel, sein Traumversailles löst sich in dunklem Rauch auf. Den Fall in den Abgrund kann nichts aufhalten, die Dämonen fletschen bereits ihre Zähne und durchlöchern den fallenden König mit ihren begierigen Blicken. Er landet hart, ist wie gelähmt und kann nicht flüchten. Der Schlund schließt sich, das Licht schwindet, die Dämonen kreischen furchtbar, befeuert von der Vorfreude auf königliches Fleisch.
„Ist das hier das Ende?“ Wieder antwortet seine eigene Stimme: „Nein du Idiot, du träumst immernoch.“ Da begreift der Geist, unser Traumkönig, in seiner scheinbar dunkelsten Stunde, dass er der Dunkelheit nicht das Ende überlassen muss. Der Rauch verzieht, die Dämonen kreischen jetzt vor Schmerz, denn das wieder hereinströmende Licht verbrennt sie abscheulich.
Fliege Geist, fliege. Hier bist du frei. Hier bist du der Sonnenkönig deines Gedankenreiches.
Und so fliegt der Geist. Fliegt zurück nach oben in sein Traumversailles. Die Pforte öffnet sich. Wohin nun? Überall hin!
Zu abgefahren? Zur Abwechslung heute mal ein Triumph des Lichts, wenn auch nur im Traum. Doch mit so einem Triumph lässt es sich gleich viel besser erwachen. Interessant, wie sich unsere Träume auf den Wachzustand auswirken können..
Die Gedanken sind frei!
Sonnige Grüße auch wenn es schon dunkel wird, schlaft heute gut und träumt von eurem geistreichen Geistreich.
Tanne
Und selbst die Träume der Dunkelheit und des Entsetzens können uns im Wachen befreien, wenn sie uns begreifen lehren, was wir vor uns verbergen wollten.
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Ja! Sie gehören unablässig dazu.
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Als ich mal mega bekifft war, fing an zu philosophieren, dass es ja andersrum wäre. Die reale Welt ist eigentlich die Traumwelt und die Traumwelt ist die wahre Realität. Nur wissen die Menschen das nicht, weil eine höhere Macht es verhindert. 😁
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Interessant. Da gibt es viele Abhandlungen zu. Klingt nach einer verdrehten Matrix-Version.
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Ach echt ja? Hab Matrix nie gesehen. War mir zu abgedreht. Haha 😂
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Dann solltest du beim nächsten Mal kiffen unbedingt Matrix schauen 😉
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Mutig.
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Dazu muss ich gar keine Drogen nehmen, um so etwas zu denken… 😉
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Schön geschrieben… so lebendig und doch unwirklich. Träume sind schon etwas Besonderes 🙂
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Absolut!
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Vielleicht ist es so, dass die reale Welt auch nur so etwas wie ein „Traum“ ist und die Traumwelt eine solche 2. Ordnung. Quasi als Hinweis an unser Bewusstsein, wer denn hier der wirkliche Chef ist? Denn vielleicht „träumt“ das Universum unseren „Verstand“ und lenkt uns, ohne dass wir’s checken. Das wäre dann einfach die Frage nach der Freiheit, die wir so gerne positiv beantworten.
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Interessanter Denkanstoß. Sinniere ich gerne drüber. Danke!
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Ein Text wie ein traumhaft gemaltes Bild. So wunderbar habe ich dieses Thema noch nie beschrieben gelesen. Danke ♡lichst.
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Ich danke dir für das Lob!
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Schade, dass man sich nicht immer an seine Träume erinnert. Ich finde es immer interessant, wenn man (falls sie dann doch in Erinnerung bleiben) erkennen kann, was einen vielleicht doch mehr beschäftigt als man sich selber eingesteht. Schade, dass unser Verstand nicht gleichzeitig unser freier Wille ist
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Wir können uns nur an Träume erinnern, wenn wir währenddessen aufwachen. Ich konnte mich in letzter Zeit an viele Träume erinnern, sodass ich sogar kleinere Realitätsverluste in der Nacht habe. Das ist sehr interessant, auf Dauer aber natürlich nicht gerade förderlich für den Körper.
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Ach wie cool. Wieder was neues gelernt (: was genau meinst du mit „Realitätsverlust“? 🤔
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Die Unterscheidung zwischen Traum- und Wachzustand ist schwer, wenn man sieben oder acht Mal die Nacht wach wird..
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Schlimm finde ich Albträume, die ich im Traum als Träume abtue und beim Erwachen als Realität wahrnehmen muss. Wenn ich also zum Beispiel träume, dass mein Mann tot ist und im Traum denke, er ist es nicht, weil ich nur träume. Und wenn ich dann aufwache und realisiere, dass er eben doch tot ist. Auch umgekehrte Albträume können schlimm sein: Wenn man träumt, dass etwas Schreckliches, das einen quält, doch nicht geschehen ist, dass alles gut ist, und dann aufwacht und feststellt, dass alles genauso schrecklich ist wie vor dem Traum. Träume können wunderschön sein. Und fürchterlich. Genau wie das Leben im wachen Zustand.
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Da hast du Recht. Das tut mir in diesem Falle sehr Leid..
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Träume sind sehr interessant und sagen viel darüber aus, was in unserem Unbewussten alles so schlummert.
Spaß macht es, wenn man merkt das man träumt und sein Handeln im Traum plötzlich lenken kann.
Da ich meist eher schlecht träume habe ich mir angewöhnt, mich da schon, wenn ich es kann, elegant aus der Affäre zu ziehen.
Einfach wegfliegen zum Beispiel, ist doch mein Traum, sollen die doch machen was sie wollen 😉
Das letzte Mal als ich mich einer Situation völlig ausgeliefert gefühlt habe und im selben Moment merkte, dass ich träume, habe ich mein Traumgegenüber sowas von zur Schnecke gemacht.
Denn das war einfach unlösbar für mein Traumich, und es hätte sich wiedermal daran abgearbeitet und wäre restlos gescheitert.
Neeeneee, da hörts dann aber auch mal wirklich auf 😉
Ich bin noch nie so gut aufgewacht!
Grüße, Borderlife
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Nennt sich luzides, also bewusstes träumen. Klappt mit etwas Training häufiger. Träume morgens direkt aufschreiben, da über den Tag viel vergessen wird. Regt auch kreativ an!
Schön zu hören, dass du es so geschafft hast! In Traum können wir auch mal ordentlich austeilen.
Gruß
Tanne
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Bin voller Bewunderung. Nicht unbedingt für die (zu oft) unterbrochenen Träume, aber für deine Schreibe.
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Danke!
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Wow, echt interessant!
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Herrlich beschrieben! Chapeau Tanne!
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Vielen Dank!
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Erstensmal: Deine Prosa ist perfekt. Zweitens: Du hast es auf den Punkt gebracht, dass Träume zur Realität gehören und zur inneren Wahrheit.
Ich möcht jetzt nicht unbedingt in Versailles meine Träume verbringen, aber wovon ich träume, kann ja auch Versailles sein im übertragenen Sinnen, nur nicht jugendfrei 😉
LG PP
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Ein Versailles der eigenen Kreation, wohlgemerkt. Ich bin politisch wohl das diametrale Gegenteil eines Monarchen, aber im Traum können alle Wünsche erfüllt werden und nichts ist unmöglich, deshalb der Vergleich mit dem Sonnenkönig.
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Tanne
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Ich trag auch meinen Nick: „Prinz Prospero“ eher zum Hohne des Adels, etwa so wie die alten 68er ihre Natojacken trugen. LG PP
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Wunderbar!
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