Nun bin ich raus. Aus der Psychiatrie. Was hat sie mir gebracht? Etwas mehr Stabilität. Was habe ich mir in dieser Zeit selbst genützt? Ich habe wieder so etwas wie einen Plan, ein entferntes Ziel, welches ich noch nicht klar erkennen und definieren kann. Aber in der Nebelbank tut sich etwas auf, es ist nicht mehr das blanke Nichts. Ein Schritt in eine andere Richtung, auf den hoffentlich noch viele folgen werden.

Ich mache mir aber nichts vor. Ich quäle mich aktuell nach wie vor mit meiner eigenen Existenz. Die Sinnsuche im Leben werde ich wohl hinter mir lassen. Ich muss Camus widersprechen. Sinn und Glück sind nicht dasselbe. Auch wenn religiöse Menschen durch Gott und Gottes Wort einen klaren Sinn in ihrem Leben haben mögen, muss das nicht automatisch Glück bedeuten. Und wer definiert schon Sinn? Da muss jede/r seine/ihre eigene Philosophie entwickeln. Es gibt keine allgemein gültige Maxime, die uns alle gleich durch das Leben führen kann. Manche mögen sich ähnlich sein, fast seelenverwandt, dennoch sind wir alle nur wir selbst. Nur wir selbst! Das ist auch eine Erkenntnis, die nicht selbstverständlich ist. Glück kann durch viele Arten aus dem mir zumeist feindlich erscheinenden Leben extrahiert werden. Einige dieser Möglichkeiten sind mir offenbar abhanden gekommen, zusammen mit Teilen meiner alten Persönlichkeit übrigens. Dafür gibt es immerhin den Begriff der Unendlichkeit. Unendlich viele Möglichkeiten. Aber damit das Gleichgewicht stimmt auch unendlich viele Unmöglichkeiten.

Das Leben steckt voller Möglichkeiten, aber eben auch Unmöglichkeiten. Nicht die Alternativlosigkeit, die eine gewisse Kanzlerin predigt. Diese Worte sind eigentlich viel zu gering und bedeutungslos, um ihnen ernste Gedanken zu widmen. Ich meine die Unmöglichkeiten, die uns die Natur den Möglichkeiten unseres Menschseins entgegengestellt hat. Eigentlich können wir nicht nicht fliegen oder unter Wasser leben. Wir brechen diese Unmöglichkeiten durch Tricks, die uns aber nicht zu anderen Wesen machen. Wer vom Hochhaus springt, weil er denkt, er könne fliegen, stirbt. Wer alleine mit einem Boot auf den Atlantik fährt und sich selbst versenkt stirbt. Wenn es Dinge gibt, die uns als Menschen ausmachen, gibt es automatisch Dinge, die uns eben nicht ausmachen. Wir sind was wir sind. Langweilig eigentlich, aber sonst wäre die ganze Natur ja komplett unlogisch. Dafür können wir auch ziemlich viel, das kann ich nicht verleugnen.

Der Mensch ist ein faszinierendes Wesen. Einzigartig, wie alles andere natürliche auch. Aber von eben dieser unserer Mutter, der Natur, entfremden wir uns Schritt für Schritt. Wenn wir uns umdrehen, verschwindet die Grundlage unserer Existenz allmählich. Das Wesentliche unseres Seins ist eigentlich so simpel. So simpel, dass wir es kompliziert machen. Können wir unser eigenes Labyrinth lösen? Das versuchen Philosophen seit Jahrtausenden.

Um wieder etwas in die Realität zu finden. Ich stehe nun an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich die Chance habe, etwas ganz neues zu kreieren. Ich habe vor, mich von Zwängen zu befreien, die mich zuvor gelähmt haben. Ich war hoffnungslos. Ich bin hoffnungslos. Was kommt jetzt? Keine Ahnung. Aber das ist ja das schöne daran. Cogito ergo sum. Ich existiere und muss jetzt etwas mit dieser Existenz anfangen. Was wir damit anfange sollte jede/r selbst entscheiden können, soweit das auf der Grundlage des Zusammenlebens mit anderen Menschen möglich ist. Persönliche Freiheit leidet automatisch in einem Verbund, das ist ganz normal. Aber ich denke in unserer Zeit können wir ihr mehr Raum zur Entfaltung geben. Ich habe vor, mir diesen Raum zu nehmen. Wie viel Widerstand ich erfahre, wie viele Zwänge ich hinter mir lassen kann, wird sich zeigen.

Ich habe mir also schonmal etwas vorgenommen. Es ist noch abstrakt und unerkenntlich, aber es ist etwas da, was ich als einen Weg mit der ein oder anderen Lichtung deuten würde. Ich bin gespannt, ob etwas resultiert. Und was da so resultiert. Vielleicht werdet ihr es erfahren. Auch das hier ist ein Produkt eines neuen Weges, den ich erst vor einigen Wochen zwsichen der dichten, dunklen Bewaldung erkennen konnte.

Habt einen schönen Tag und genießt die flüchtigen Momente, in ihnen steck manchmal etwas unendliches.

Tanne

 Edit: Ich lösche die Stelle bewusst nicht raus, da es nun schon Kommentare diesbezüglich gab. Natürlich geht der Blog weiter, so war das mit dem „vielleicht werdet ihr es erfahren“ nicht gemeint! 

Doppelte Grüße

Nochmal Tanne