Was ist Düsseldorf? Ein kleines Fischerdorf erwuchs Anfang des 13. Jahrhunderts zu einem größeren Fischerdorf, bis es zusammen mit bedeutenderen Orten den Kölner Erzbischof in der Schlacht von Worringen schlug und kurz darauf die Stadtrechte vom Grafen von Berg erhielt. Komisch, dass die Schlacht von Worringen als Schlacht zwischen Düsseldorf und Köln wahrgenommen wird. Erstens waren es wohl kaum mehr als 50 mit Angelhaken und vergammelten Fisch bewaffnete Brüder und Cousins aus dem Fischerdorf. Zweitens hassten die Kölner ihren eigenen Erzbischof über alle Maßen. Nunja.

Aus dem Dorf an der Düssel erwuchs im Laufe der Zeit eine prächtige Residenz- und später dann Großstadt am Rhein. Heute zählt sie zu den schönsten Orten unter der Sonne, zumindest wenn mensch Düsseldorfer ist. So ist das halt mit den Städten in denen wir aufwachsen und die uns prägen. Nur bei den Kölnern versteh ich das nicht. Ein Dozent sagte mal in einer Vorlesung: „Köln ist das beste Beispiel dafür, wie man eine Stadt nach einem Krieg NICHT wieder aufbauen sollte.“ Das fand ich gut, da zutreffend und ließ mich den Rest der langweiligen Vorlesung vergessen. Aber es ist wahr: Köln ist nicht schön. Wenn mensch über Düsseldorf reden will, redet er immer auch über Köln. Anders geht das nicht, wir sind zu tief verbunden mit den unerträglichen Dialektspuckern vom anderen Ufer. Ja, anderes Ufer ist in dieser Hinsicht doppeldeutig, Köln ist bekanntlich die Hauptstadt der Homosexuellen. Wenn ich mir die Menschen in Köln so anschaue, ist das auch kein Wunder. War nur Spaß.

Köln ist authentisch, zugegeben. Düsseldorf aber auch. Bekannt als Stadt der Schnösel, nicht zu unrecht. Es gibt sie, die Klischee-Düsseldorfer. Mehr als mir lieb ist. Mit ihren Louis-Vuitton Handtaschen stolzieren die reichen Damen auf 50 Centimeter Absätzen derart wacklig über die Königsallee, dass ihnen ihr Silikon fast in die Hose hinunter rutscht. Die sollten sich so eine ARK-Reaktor wie Iron man in die unechte Brust schweißen lassen, der würde alles da halten wo es hingehört. Aus der 2000 Euro Handtasche lugt dann noch einer dieser unglücklichen Köter, zitternd und die Zunge raushängend. Das ist auch der einzige Zweck ihres Daseins, nämlich genau so dämlich aus der Wäsche zu gucken, oder in diesem Fall aus der Handtasche. Daneben flaniert dann der Göttergatte, der vom ganzen bräunen in den 87 Urlauben diesen Jahres aussieht wie ein Terrakotta Soldat, nur halt noch komplett in weiß gekleidet. Kein schöner Kontrast. Dazu ein aufgesetztes Dauerlächeln, um das frisch eingerichtete Esszimmer zu zeigen. Herrlich. Fehlt nur der Bedienstete um die Tüten zu tragen. Düsseldorf bietet also, wofür es bekannt ist. Aber auch mehr.

Wenn jemand von euch schonmal nachts in der Düsseldorfer Altstadt war, dann hat er/sie die andere Seite der Stadt kennengelernt. In der Altstadt wird an einem Wochenende mehr Bier getrunken als in dem ganzen Bundesland NRW zusammen. Und genau so führen sich die Menschen dann auch auf. Ich war letztens im Oberbayern, ist wie Malle, nur auf zwei Etagen. Da stand ich an der Pissrinne und ein Typ sagt zu mir: „Du pisst wie ein Behinderter“. Ich antwortete höflich: „Sach ma, brennt dir der Baum du Asi?“ Darauf kam dann: „Sei nicht so frech, sonst gibt es gleich was auf’s Fressbrett“. Ich sagte trocken: „Deine Mutter hat mir gestern gesagt, dass du keine Behinderten schlagen darfst, sonst schneidet sie dir die Pisspumpe ab. Ich hab aber nur die Hälfte verstanden, weil sie meine im Mund hatte.“ Die Reaktion war logisch. Wir gingen zur Theke, bestellten uns jeweils ein Altbier, stießen an und haben uns nie wieder gesehen. Momente, für die sich das leben lohnt, oder?

Niemals erfüllt eine Stadt nur das eigene Klischee. In Düsseldorf gibt es eigentlich alles. Die Stadt ist nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Wir haben einen tragisch-komischen Fußballverein (Die letzten 30 Jahre betrachtet) und einen Eishockeyverein, dessen beste Zeiten auch schon lange hinter ihm liegen. Ist egal, wir können uns das immerhin mit unserem stadteigenen Bier schön saufen. Kann nicht jede/r. Und es ist kein langweiliges Pils oder noch schlimmer: Wasser mit Bierzusatz, wie die Kölner es trinken. Bei uns gibt es zudem seltenst ein Hochwasser, dass die Innenstadt flutet. Im Gegensatz zu den Kölnern waren wir so schlau, nicht die gesamte am Rhein gelegene Fläche zu bebauen. Denen läuft deshalb das Wasser regelmäßig in ihre eigenartige Preußenkirche. Eine Stadt, die ihren Ausbau mit angeblich heiligen Knochen finanziert hat, das konnte ja nichts werden.

Wie ihr merkt, ist Düsseldorf aber auch ein bisschen Köln und umgekehrt. Ein seltsamer Hass mit etwas Liebe. Beim Eishockey können wir mit den Kölnern sogar auf ein Bierchen zusammenkommen, beim Fußball eher auf Pflastersteine und Faustkämpfe, was sehr schade ist.

Wer noch nicht in Düsseldorf war, sollte es sich unbedingt auf die to-do Liste setzen. Es gibt mehr als nur die Königsalle, die Altstadt, Fußball und Eishockey zu sehen. In Oberkassel, direkt auf der anderen Rheinseite, können zum Beispiel Klischee-Düsseldorfer in ihrem natürlichen Umfeld beobachtet werden. Dort residieren sie in Prachtbauten direkt am Rhein. Wem das zu blöd ist, kann nach Garath fahren. Wobei ich Garath nicht als Ort zum sterben empfehlen würde, da gibt es schönere. Es reicht schon, an der schönen Rheinuferpromenade entlangzulaufen und sich den frischen Wind um das Rechenzentrum blasen zu lassen.

Ich wollte dem Blog mal etwas Abwechslung zukommen lassen. Ich hoffe, dass hat halbwegs annehmbar funktioniert. Ich dachte, eine kleine humorvolle Hommage an die Heimatstadt würde immer gehen.

Beste Grüße

Tanne