Heute mal etwas anderes: Ein kleiner Rundumschlag, der mich selbst trifft, aber auch euch, denn wir alle sind Teil des Problems. Genauso könnten wir aber zum Teil der Lösung werden.
Nie wieder Faschismus! In Polen gehen zigtausende Nationalisten mit Kreuzen und Nationalflaggen auf die Straßen und warnen Muslime davor, ihr Zuhause an diesem Tag zu verlassen. In Deutschland bekommt eine Partei über 12%, die durchsetzt ist mit Rechtsradikalen und mit Sicherheit die erste Anlaufstelle des ein oder anderen Nazis sein dürfte, nachdem die NPD nun nicht mehr wählbar ist. Von Ungarn, wo Orbans Schlägertrupps uniformiert wie die SA herumstreunern, der Türkei, Frankreich und anderen Ländern in Europa und der Welt will ich gar nicht erst anfangen, da dort gelebter Nationalismus bis hin zum Fremdenhass längst salonfähig geworden ist. In den USA ist die absolute Idiotie mit Trump endgültig Bestandteil einer vorher schon verheerenden Politik für die gesamte Weltbevölkerung geworden.
Es ist nur ein langes Menschenleben her. Viele Zeitzeugen können noch berichten und wir sollten jedes ihrer Worte aufsaugen, solange sie noch da sind. Ich hatte bereits vor drei Jahren die Chance eine Gedenkstättenfahrt zu machen und in Polen ein ehemaliges Ghetto (Lodz) und ein Vernichtungslager (Chelmno) zu besichtigen. Anrührende Gespräche mit den Überlebenden waren ebenfalls Bestandteil. Sie alle waren unterschiedlich, doch gaben sie uns gemeinsam eins auf den Weg: „Es liegt nun an euch. Es liegt an euch, dass so etwas nie wieder möglich werden kann. Das ist eure Verantwortung und keine Frage der historischen Schuld. Es ist die Verantwortung aller neuer Generationen der Menschheit.“ Es ist an uns, frühzeitig die Entwicklungen zu erkennen und ihnen gegebenenfalls entgegenzuwirken.
Es wird langsam Zeit, Stellung zu beziehen. Die Gesellschaft entwickelt sich zunehmend zu einer Zweckgemeinschaft von Egomanen, angeführt von den Königs-Egomanen, welche die Entwicklung mit ihrem Geld, Besitz und ihrem Klüngel immer weiter anfeuern. Die Wähler werden opportunistischer, die Schuld für gesellschaftliche Probleme wird immer häufiger auf bestimmte Sündenböcke abgeladen. Nach unten auf die schwächeren treten, obwohl die Verantwortlichen, zu denen wir selbst auch passiv gehören, weiter oben sitzen. Muster, die zu denken geben sollten. Der Prozess ist schleichend, aber das heißt nicht, dass er nicht vorhanden ist.
Die westlichen Regierungen metzeln sich seit Jahrhunderten durch die Weltgeschichte und haben bis heute lange nicht damit aufgehört, im Gegenteil. Jedes Jahr sterben zwischen 10-20 Millionen Menschen durch Hunger oder Unterversorgung mit dem nötigsten, während wir uns im Überfluss suhlen. Da gehören die Kriegstoten weltweit noch nicht dazu. Unser Planet ächzt unter der Schändung und Belastung. Noch können wir handeln, wir haben es selbst buchstäblich in der Hand. Vielleicht dauert es sogar noch einmal ein langes Menschenleben, bis wir zu äußersten Maßnahmen greifen müssen, um unseren Planeten und damit uns selbst zu retten. Darunter könnte sogar ein jahrelanges Verbot von Fleischkonsum gehören, als kleine Anmerkung. Durch den übertriebenen Fleischkonsum verhungern und verdursten in der sog. dritten Welt unzählige Menschen. Was meint ihr, woher Nestle sein Wasser holt? Oder wo große Teile des Tierfutters angebaut werden? Also nicht so sehr über den fleischfreien Tag in der Kantine aufregen. Ich will mich hier aber auch nicht zum Öko-Diktator aufschwingen, letztendlich bestimmt jede/r selbst sein/ihr Konsumverhalten.
Ich habe hier jetzt zwei große Fässer aufgemacht, einmal den Rechtsruck in Europa und der Welt gekoppelt mit unserer Verantwortung dem entgegenzuwirken, dazu dann noch eigentlich die gesamte kapitalistische Lebensweise in unserer Gesellschaft. Ich weiß, dass dies unfassbar ergiebige Themen sind. Zu einem kleinen Rundumschlag eignen sie sich aber immer. Wie gesagt nehme ich mich selbst nicht aus. Es geht erstmal darum, sich darüber bewusst zu werden. Das wissen die meisten durch das Internet mittlerweile, dafür geschieht aber relativ wenig. Wir sind zu satt, unsere Sinne sind zu überflutet, zusammengefasst sind wir einfach zu. Wir machen zu. Eine fast schon gesunde Reaktion, denn mich hat es krank gemacht – und tut es immer noch. Das Elend ist durch das Internet für uns sichtbarer als je zuvor, aber die große menschliche Empörung, der entschlossene Widerstand gegen das gelebte Unrecht bleibt aus. Wenn wir ehrlich sind, ist der Humanismus in Europa lange kein Grundwert mehr. Die Grenzen manifestieren sich wieder, anstatt sich endlich aufzulösen.
Die Antwort auf den Kapitalismus und die Probleme unserer Gesellschaft darf nie wieder von rechts kommen!
Historisch betrachtet war auch der Nationalsozialismus die Antwort von rechts. Die Antwort auf das kapitalistische Großstadtelend und die spürbaren Folgen des Krieges. So, jetzt konnte ich die beiden aufgemachten Fässer miteinander verbinden. Hitler und seine Schergen lieferten einfache Antworten und dazu sogar noch eine Gruppe von vermeintlichen Schuldigen. Unterstützt seit Ende der 20er Jahre durch wichtige Industrielle wie die Krupps und andere finanzierte er seine Hasskampagne und seine Parteiarmee. Der Rest ist Geschichte.
Jede Gesellschaft wird immer mit Problemen zu kämpfen haben. Es gibt keine perfekte, paradiesische Gesellschaftsform und es wird sie nie geben. Was wird folgen? Auch unser aktuelles System wird eines Tages zerfallen und aus seinen Trümmern wird etwas neues entstehen. Ich sage nicht, dass es besser oder schlechter sein könnte, nur dass es neu wäre. Das schafft Gestaltungsmöglichkeiten, die wir im Moment nicht haben. Vor hundert Jahren hatten wir noch einen Kaiser! Kann sich doch keiner vorstellen, da lacht ja die Koralle. Es gibt heute noch Menschen in Deutschland, die in der Kaiserzeit geboren wurden. Wahnsinn, wie viel Elend, Sieg und Niederlage, Tyrannei, Hass, Liebe und Veränderung die mitbekommen haben. Einige von uns werden vielleicht auch mal so alt sein. Auf was wir dann so zurückblicken können? Vielleicht ja sogar stolz, etwas besseres geschaffen zu haben, in das wir unsere Nachkommen guten Gewissens entlassen können.
Ich hoffe, ihr fühlt euch nicht angegriffen, das war nicht mein Ziel. Ich fühle mich auch nicht moralisch überlegen, keine Sorge. Ich hoffe, dass sich eines Tages eine neue Bewegung bildet, die vereint eine neue Art des Miteinanders auf der ganzen Erde anstrebt, ohne die Individuen zu sehr zu beeinträchtigen. Ich wäre gerne ein Teil davon. Und ihr, wie steht ihr dazu?
Ich brauche gleich ein Bier, es lebe der Konsum! Oder auch nicht. Ist das alles verwirrend!
Solidarische Grüße aus dem Nadelwald
Tanne
PS: Jetzt genau 1000 Wörter, juhu!
Wow, was für bewegende, mutige und wahre Worte! Und ja, du hast vollkommen Recht, ich stimme dir total zu. Danke für diesen großen Einblick, worauf es im Menschsein in dieser Zeit ankommt.
LikeGefällt 2 Personen
Danke für die netten Worte.
Dann bin ich ja nicht allein 😉
LikeGefällt 2 Personen
Ja, das ist ein schwieriges Thema, aber ich gebe dir völlig recht. Man sollte es bei allem Alltagsstress nicht aus den Augen verlieren…
LikeGefällt 2 Personen
So ist es. Der ganz alltägliche Wahnsinn ist auch nicht zu unterschätzen, gut dass du es sagst!
LikeGefällt 2 Personen
Fang einfach konsequent mit dir selbst an 😇 😎
LikeGefällt 2 Personen
Bin dabei!
LikeGefällt 2 Personen
Ich auch soweit es geht. Der nächste Schritt ist, in deinem Umfeld mit gutem Beispiel voran zu gehen 😎
LikeGefällt 2 Personen
Ich versuche es! Letztendlich muss aber jeder Mensch für sich selbst klar haben, wie er/sie mit der Verantwortung umgeht.
LikeGefällt 1 Person
genau!
LikeGefällt 1 Person
„Die Antwort auf den Kapitalismus und die Probleme unserer Gesellschaft darf nie wieder von rechts kommen!“ Das ist der geilste Satz den ich zu diesem Problem-Thema gelesenhört habe in der letzten Zeit. Und toll, wie Du Deine „Gedankenkotze“ (tolles Wort) strukturiert zusammen fassen kannst, ohne abzuwschweifen und ohne verbal brutal zu werden.
LikeGefällt 5 Personen
Danke!
Manchmal könnt ich auch verbal brutal werden. Aber nicht grundlos!
LikeGefällt 2 Personen
Gefällt mir! – Das mit dem Fleischkonsum habe ich kürzlich auch gebloggt, da hat ein geschätzer Kollege dies ergänzt:
Das Problem ist, dass wir die Kuh zur Sau gemacht haben, mit der Fütterung von Getreide und Soja. Kühe sind aber eigentlich Wiederkäuer und können sich von Gras ernähren. Sie müssen nicht mit Kraftfutter gefüttert werden, wenn sie nicht so auf Fleisch- und Milchleistung hochgezüchtet werden. Gras ist für den Menschen keine Nahrung, Milch und Fleisch von Wiederkäuern hingegen schon. Es gibt weltweit z.T. ausgedehnte Gebiete mit Grasland, die sich nicht für den Ackerbau eignen, sowie «Völker», die davon abhängig sind, Tiere zu nutzen. Nicht zu vergessen, der positiven Beitrag von Grasern auf die Bodenfruchtbarkeit («Mist ist des Bauern List») und die Speicherung von CO2 im Boden, sofern bodengebundene, bäuerliche und nicht industrielle Viehwirtschaft betrieben wird.
Es kann also nicht darum gehen, die Kuh oder das Fleischessen zu verteufeln. Sondern darum, ökologisch vielfältige, bäuerliche Landwirtschaften zu unterstützen, die den klimatischen, topographischen und pedologischen Bedingungen Rechnung und Sorge tragen. Das heisst grundsätzlich: die industrielle Landwirtschaft muss zurückgedrängt bzw abgeschafft werden. Die Agrarökolgie weist die Richtung, und darunter fällt auch die Agroforstwirtschaft, die Bäume in den Landbau integriert. Und ja: wir Wohlhabenden müssen den Fleischkonsum reduzieren, aber vor allem den von Schwein und Huhn. Denn sie sind keine Graser und konkurrenzieren, wenn sie nicht als «Abfallverwerter» gehalten werden, die menschliche Ernährung.
LikeGefällt 3 Personen
Das ist sehr richtig!
Das Problem ist halt die Profitmaximierung. Die Tiere werden ja immer schneller mit allen möglichen Zusatzstoffen hochgezüchtet. Das ist weder für die Tiere, noch für den Menschen gesund, aber es bringt Gewinne.
Dennoch ist das Fleischessen aktuell diskussionswürdig, in den Ausmaßen.
Würden wir weltweit unsere lebensnotwendigen Ressourcen halbwegs gerecht teilen, wäre die Situation ganz anders und für alle Beteiligten am Ende gesünder. Wir würden uns mäßigen, was uns nicht schaden würde, und die ärmere Hälfte der Welt würde auch genug haben und wäre versorgt.
LikeGefällt 2 Personen
Leider ist Dein Ansatz nicht richtig.
Du schreibst:
„Es kann also nicht darum gehen, die Kuh oder das Fleischessen zu verteufeln. Sondern darum, ökologisch vielfältige, bäuerliche Landwirtschaften zu unterstützen, die den klimatischen, topographischen und pedologischen Bedingungen Rechnung und Sorge tragen.“
Zwar ergänzt Du:
„Wir Wohlhabenden müssen den Fleischkonsum reduzieren, aber vor allem den von Schwein und Huhn,“ aber das ist eindeutig zu wenig.
Und Tanne, Dein Absatz „Das Problem ist halt die Profitmaximierung. Die Tiere werden ja immer schneller mit allen möglichen Zusatzstoffen hochgezüchtet,“ ist auch nur teilweise richtig.
Richtig ist, dass die Massentierhaltung nicht ausschließlich der Gewinnmaximierung dient, sondern – und das ist der Teil, den Carnivoren so ungern lesen – weil die Produktion der Unmengen von Fleisch, insbesondere von Rindfleisch, nicht anders möglich wäre.
Wir sollten uns also auf den Satz von (An)Tony Robbins einigen:
„Eliminate or reduce dramatically the consumtion of meat!“
Eben nicht nur „ein wenig reduzieren“ und schon gar nicht wegen der möglichen Konkurrenzsituation im Essensbereich, sondern weil die Landflächen, die für den Anbau des Sojas für die Rinder, sinnvoller genutzt werden könnten.
Dem einher gehen ökologische Probleme (Transport von ungeheuren Futtersojamengen, Ausstoß von Methangas durch die Rinder u.a.) sowie gesundheitliche Probleme beim Menschen, der einfach nicht auf den Konsum solch gewaltiger Mengen von Fleisch („Alles unter 300 Gramm ist für mich Aufschnitt!“) ausgelegt ist.
Als Vegetarier räume ich ein, dass die Welt nicht viel schlechter dran wäre, wenn die anderen Earthlings ein Mal die Woche ein kleines Stück Fleisch konsumieren würden. Dabei aber belässt es niemand. Fleisch gibt es schon zum Frühstück (Bacon am Ei), zu Mittag (Schnitzel oder Nudelsalat mit Fleischwurst) und am Abend (Steak) – und das an sieben Tagen in der Woche.
Die von Dir angesprochene „ökologisch vielfältige, bäuerliche Landwirtschaft“ könnte dann sogar funktionieren, aber eben auch nur in diesem Falle.
Ich denke, wir sind da nicht weit voneinander entfernt, oder?
LikeLike
Mir gefallen Deine Worte auch sehr gut. Du bringst es auf den Punkt, ohne die Leserinnen und die Leser zu verängstigen. Ich sehe die Gefahr aus der rechte Ecke ebenso kommen.
Da ich in der DDR aufgewachsen war, befürchte ich zudem, dass auch die Linken in ganz Europa mit dazu beitragen werden, dass Europa in Diktaturen versinken wird. Schon in der Weimarer Republik, in der wir uns im Grunde wiederholt befinden, waren rechte wie linke Kräfte ausschlaggebend für die Machtergreifung der Nazis.
Eine Sahra Wagenknecht steht einer Frauke Petry oder einer Alice Weidel näher als viele es wahrhaben wollen. Diese Frau ist eine Hardlinerin, der Kopf der kommunistischen Plattform, und die selbst die Journalisten in den alten Bundesländern gehen ihr auf den Leim. Ich möchte hier niemandem Angst machen, aber ich habe bereits eine Diktatur hinter mir und erkenne bestimmte Frühwarnzeichen.
Inzwischen sehe ich mich weder als Ossi noch als Wessi, sondern ich möchte als Kosmopolitin leben, die weiterhin in einer Demokratie leben darf. Doch das, was ich im Moment wahrnehme, sieht nicht gut aus für Menschen wie mich.
Was war ich voller Hoffnung, als die Mauer fiel und ich mich nach einigen Anlaufschwierigkeiten in einer demokratischen Gesellschaft wiederfand. Und jetzt?!!!! Nochmals in einem Deutschland leben zu müssen mit Zensur, Repressalien oder Bücherverbrennungen, könnte ich nicht ertragen. Deshalb zieht es mich von Tag zu Tag, von Woche zu Woche immer weiter ins Exil. Im Moment fehlen mir für diesen Weg die finanziellen Mittel, sobald ich jedoch wieder den Schotter habe, bin ich weg aus Deutschland, und auch aus Europa. Mag Trump noch so schwachsinnig sein, ein neues Leben in den USA ist mir immer noch lieber als in Europa.
LikeGefällt 1 Person
Ich glaube nicht, dass die BRD mit der Weimarer Republik so gut vergleichbar ist. Der Kontext war damals dann doch ganz anders, als bei der grundsätzlich gefestigten BRD mittlerweile.
Die Linken werden Europa wohl kaum in eine Diktatur stürzen. Das Konzept und die Idee des Sozialismus halte ich im Grunde für wünschenswert. Es liegt, wie bei allen anderen Möglichkeiten auch daran, was der Mensch draus macht.
Sahra Wagenknecht ist eine ganz eigene Persönlichkeit, das muss mensch ihr lassen. Davon kann mensch halten was mensch will. Die geht knallhart ihren persönlichen Weg. Mir gefällt auch vieles nicht, was sie so von sich gibt.
LikeLike
Hallo! Was für wahre, wichtige und irgendwie auch mutige Worte, die du hier mit uns teilst! Das trauen sich nur die wenigsten, sowas anzusprechen, obwohl es uns alle betrifft und uns alle beeinflusst. Von mir den größten Respekt und Danke für deine Denkanstöße!
Liebe Grüße und einen (trotz alle dem) schönen Abend,
Pauline von https://yourcompanionsite.wordpress.com
LikeGefällt 2 Personen
Danke für die lieben Worte!
Den wünsche ich dir auch.
LikeLike
„Nie wieder von rechts“ – einverstanden. Aber bitte auch nicht von links. War auch nicht so toll. Ich durfte es 18 Jahre lang im Selbstversuch testen.
LikeGefällt 1 Person
Nun gut. Über die DDR brauchen wir nicht zu streiten. Eine ferngelenkte Fehlproduktion.
Ich halte die Idee des Sozialismus dennoch für erstrebenswert. Das Konzept muss aber überholt und der Zeit angepasst werden. Die Sachlagen haben sich nunmal verändert. Mensch kann da aber einige gute Ansätze rausholen!
LikeGefällt 1 Person
Ich habe nichts von DDR geschrieben. Die kannte ich nicht und meinte ich nicht. Aber einen Streit wollte ich auch nicht vom Zaun brechen. Archipel GULAG war nicht gerade lustig, und so gut wie immer, wenn Menschen meinen, eine simple Antwort auf komplexe Fragen gefunden zu haben, ist irgendwo und irgendwie der Wurm drin. Der Großversuch mit dem Sozialismus hat jedenfalls flächendeckend NICHT geklappt, und vermutlich nicht, weil wir alle zu blöd dazu waren. Und ja, ich habe auch einmal daran geglaubt.
LikeLike
So war das auch nicht gemeint, also mit dem Streit 😃
Eine einfache Antwort kann es natürlich nicht geben. Gut, was Stalin aus Lenins Erbe gemacht hat ist natürlich wenig prickelnd. Aber als Gegengewicht zum scheinbar „freien“ Kapitalismus fehlt heute was. Auch das trägt zur völligen Enthemmung bei.
Wie gesagt, die alten Konzepte können nicht mehr einfach übernommen werden. Es muss etwas neues erdacht werden. Bei dem vorhandenen wäre ich dann doch beim Kommunismus. Das kommunistische Manifest gibt nach wie vor wunderbare Denkanstöße.
LikeLike
Ich halte es eher mit dem Christentum – und den daraus erwachsenden Denkanstößen, die natürlich genauso den aktuellen Erfordernissen angepasst werden müssen wie der Kommunismus. Im Kern haben sie viel gemeinsam, auch wenn die Vertretenden beider Seiten das nur ungern hören mögen.
LikeGefällt 2 Personen
Auch völlig in Ordnung. Das mag sogar sein, wenn mensch sich die Grundwerte anguckt könnten einige Gemeinsamkeiten vorhanden sein. Dazu braucht es als Grundvoraussetzung aber auch gesunden Menschenverstand. Leider keine Selbstverständlichkeit!
LikeGefällt 1 Person
Schön dass es einer ausspricht. Die Antwort auf unsere Probleme darf kein Radikalismus sein, aber viele vergessen, dass er auch von links kommen kann. Weder rechts noch links!
LikeLike
Das ist mal wieder ein Beitrag, den ich gerne öfter als einmal liken würde. Grossartig geschrieben, vor Wahrheit triefend und trotzdem nicht elitär, sondern sehr echt und nah.
Du hast Recht. Mit der Sorge vor eine rechten Antwort, mit den geöffneten Fässern, mit allem, was hier steht. Es darf nie wieder so weit kommen. Wirklich nicht. Mein Grossvater, den ich leider nie kennengelernt habe, trug noch die Nummer auf dem Arm. Mein Grossvater ist aus dem KZ geflohen und hat als einziger seiner Familie überlebt. Grob heruntergebrochen heisst das für mich, dass die Nazis beinahe verhindert hätten, dass es mich überhaupt gibt. Wäre da nicht eine Familie gewesen, die ihn drei Jahre lang versteckt und damit ihr eigenes Leben riskiert hat, ich sässe heute nicht hier und könnte diese Worte schreiben. Und ich will nicht, dass Rechts je wieder die Macht bekommt, ein Leben zu verhindern. Auch keines, das heute noch gar nicht entstanden ist.
So.
Und nun bin ich an der Reihe. Damit, mich endlich mal wieder ernsthaft zu fragen, was ich tun kann. Nicht das Land, in dem ich lebe, nicht das Dorf, in dem ich wohne, nicht meine Familie. Ich. Ich mit meinem kleinen Leben, das es beinahe gar nicht gegeben hätte. Ganz ehrlich: Ich weiss es noch nicht. Aber ich weiss, dass ich etwas tun will. Und muss. Ich will nicht, dass noch einmal ein Grossvater aus einem KZ flüchten muss.
LikeGefällt 3 Personen
Ich würde so gerne so lange darauf antworten, denn ich habe dazu viele Gedanken, die ich austauschen möchte. Ein Thema dass mich so oder auch in manchen Phasen anders schon sehr lange beschäftigt und zerreißt. Auch für mich war/ist es eine der faktoren die nich krank machten/machen. Aber ich werde mir wohl später Zeit für ein Kommentar nehmen müssen. In meiner müden umnebeltheit wäre es zu schade, jetzt etwas zu schreiben, das ich im wachen Zustand ganz anders ausgedrückt hätte. Zunächst gute nacht und auf bald!
LikeGefällt 2 Personen
Gute Nacht, ich bin gespannt!
LikeLike
„Das Elend ist durch das Internet für uns sichtbarer als je zuvor, aber die große menschliche Empörung, der entschlossene Widerstand gegen das gelebte Unrecht bleibt aus.“
Die Leute haben generell verlernt sich zu empören. Wobei ich dieses gar nicht mehr so stark frequentierte Wort bewußt verwende, denn die achso modernen Shitstorms habenm nichts mit Empörung zu tun.
Das fehlende Sich- Empören bleibt ja sogar bei den vermeintlich kleinen Dingen des Alltags schon aus. Und bei den großen Dingen erst recht im Glauben, man könne ja sowieso nichts ändern.
Wir haben heute ganz andere Möglichkeiten, uns über das Elend in der Welt zu informieren – aber jede einzelne Information erscheint da nur als Fußnote. Es zeigt sich gerade jetzt im Advent wieder, daß Leute lieber personalisiert etwas spenden als an Organisationen, bei denen die abgezwackten Euro nicht einmal der Tropen auf dem heißen Stein sind.
LikeGefällt 3 Personen
Es stimmt. Die Überflutung mit Information kann enorm abstumpfend sein.
Wenn jeden Tag Bilder der Elends und Terrors durch die Nachrichten gehen, verlieren sie für einige irgendwann etwas ihrer Grausamkeit.
LikeGefällt 1 Person
Ich mag den Text sehr gerne! Ich glaube, die meisten verstecken sich hinter einem: „Da kann ich eh nichts ändern!“ oder „Dafür habe ich keine Lösung.“, anstatt einfach kleine Schritte zu machen. Freundlicher zueinander sein, sich mal helfen.
Wie oft macht ihr am Tag jemanden ein Kompliment? Wie oft reden wir mit Fremden? Wie oft hinterfragen wir unser eigenes Handeln?
Das sind ganz kleine Dinge, die in der Summe aber gewaltiges Potential hätten – ohne Verzicht, großen Aufwand oder Lärm.
Und ich glaube daran, dass so ein Handeln, eine Gesellschaft „Aufwärmen“ könnte, dass wir komplizierte Dinge leichter (er)tragen könnten und dass irgendwann ein große Bewegung der Menschlichkeit daraus entstehen könnte.
Uff, jetzt wird es pathetisch, aber ich hatte auch noch keinen Kaffee.
Toller Text, der hoffentlich doch einge „angegriffen“ hat, etwasa zu ändern.
LikeGefällt 3 Personen
Danke!
Nunja, etwas Verzicht und Mäßigung wird unsererseits notwendig sein.. letztendlich beruht unser Wohlstand und Überfluss auf dem Elend anderer. Wir haben die Probleme der Industrialisierung einfach outgesourcet, das löst sie aber nicht.
Es ist noch ein weiter Weg. Irgendwo müssen wir mal anfangen.
LikeLike
Und WOMIT fangen WIR jetzt an? 😉
LikeLike
„what does the billboard say? Come and play, come and Play, come and play – forget about the movement“ (RATM) Ich denke, ein noch größeres Problem als die Reizüberflutung sind Ignoranz und Trägheit. Meine eigene Trägheit setzt mir auch zu, muss ich gestehen…
LikeGefällt 1 Person
Trägheit! Die kenne ich auch.. leider. Die ist echt fies. Eins der großen Probleme unserer Zeit.
LikeLike
was soll ich sagen.. das ist schon mit das wichtigste überhaupt, darüber aufzuklären und nicht zu verstummen. ich kenne das elend auch, das mit den leuten, die sich ewig nicht mehr damit auseinandersetzen wollen.. das ist dramatisch, aber es ist auch schön zu wissen, dass beiträge wie diese wenigstens die guten ansätze und die toleranten und demokratischen, friedlichen und sozialen menschen unter sich vereinen. mir geht es wie dir: mehr als drüber reden – und schreiben – kann ich nicht. vllt. schließe ich mich bald der linken an, das überlege ich mir mal.
LikeGefällt 1 Person
Die Linke vereint zumindest noch die letzten Politiker mit sowas wie Charakter in ihren Reihen. Für mich gibt es als aktuell wählbare parlamentarische Partie auch nur die Linke als echte Option.
Ausprobieren schadet nicht! Vielleicht lernst du ja anständige Leute kennen, mit denen du zusammen aktiv werden kannst. Und wenn nicht, dann eben nicht.
LikeLike
Ich bin verliebt in diesen Text und würde gern mindestens zwanzigmal „Gefällt mir“ drücken! Gefällt mir! Danke!
LikeGefällt 1 Person
Danke dir!
LikeLike
Ja, dieser Ruf muss immer wieder erschallen – die Verführung unserer Selbstzufriedenheit macht uns lahm und schläfrig. Danke!!! Ich bin grade am Alkohol, Süsses und Fleisch fasten für 40 Tage – das sollte man ja nicht herumerzählen. Aber ich tu es trotzdem, als Ideenanstoss – es macht etwas mit uns und somit auch mit der Welt.
Ich habe viele solche Anstösse durch junge Menschen erhalten und habe z.B. meinen üblichen Fleischkonsum auf einen Drittel von früher reduziert. Verantwortung heisst immer auch bereit sein, einen Preis zu zahlen. Ich will es lernen. Es macht stark! Den Rest hoffe ich auf meine Gebete und meinen grossen Gott 🙂
LikeGefällt 1 Person
Hatte zuletzt auch eine über zweimonatige Fastenzeit was Alkohol betrifft – allerdings aufgrund von Medikation. Hat mir aber bestimmt nicht schlecht getan!
Dazu, nimm es mir nicht böse, ein kleines Zitat aus der Internationalen: „Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun.“
Konnte ich mir nicht verkneifen. Ich akzeptiere deinen Weg, versteh das nicht falsch 😉
LikeLike
Die Welt ist uns übergeben – das stimmt! Wir sind voll verantwortlich. Ja. Trotzdem, wenn man anfängt, Gott zu suchen, meldet er sich, naja, dann muss man entscheiden, ob man die Ohren zuhält oder nicht… – Jedenfalls soll sich keiner drücken. Und wenn dann ein Gott noch nachhilft, kann es ja auch nicht schaden, oder? 😉
LikeLike
Das Leben ist für viele zu Einfach … um sich über die Zukunft gedanken zu machen. 😉
Deine Worte regen zum Nachdenken an.
Kapitalismus, Konsum, Diktatur, Herrschsucht sind das „Übel“ der Vergangenheit und Zukunft.
Wenn die Menschheit nicht erwacht, werden ALLE in einer „Neuen_Weltordnung“ enden.
Ich wünsche allen eine friedliche Zeit und ein menschliches Miteinander.
LikeGefällt 1 Person
Es ist möglich, dass sogar wir noch eine neue Weltordnung erleben. Dir Uhr tickt lauter denn je, das Unrecht nimmt weiter zu. Irgendwann ist Schluss, auch für uns, die wir noch im völligen Überfluss leben..
LikeLike
Eines der ganz großen Probleme ist, dass Freiheit gleichzeitig auch mit der Ansage kommt, dass man sie nutzen kann und was verpasst, wenn man sie nicht nutzt. Die anderen nutzen sie immer besser – ob es nun der „Klassenfeind“ oder der „Fremde“ ist.
Ich persönlich halte die Analyse, die im Vorwort des „Kapital“ enthalten ist, zum Thema Kapitalismus, durchaus nicht für dumm oder falsch. Aber die Konsequenzen daraus sind so eine Sache. Ich glaube, der Mensch ist in großen Communities eben leider nicht für so etwas wie Sozialismus gemacht. In dem Moment, wo mir ein Mitglied der Vergemeinschaftung fremd genug ist, dass ich ihn nicht mehr als „einen meiner Kumpels“ oder „eine meiner Mädels“ empfinde, wird das mit der Vergemeinschaftung schwierig. Dann ist da das Bedürfnis nach eigenem Vorteil, nach Abgrenzung da. Oder es muss restriktiv kontrolliert werden.
Nie mehr von rechts – ich stimme zu. Wir brauchen allerdings den Erhalt von etwas, das so funktioniert, wie die soziale Marktwirtschaft gedacht ist. Denn mit der Methode ganz von links brauchen wir irgendwann eine Kontrolle, die so restriktiv ist wie – oder noch restriktiver als – die Großfamilie. Da kommt dann auch wieder die Abgrenzung rein … alles schwierig. Ich fürchte, wir müssen die Balance halten. Das „Richtige“ ist ein metastabiler Zustand, dessen Gleichgewicht fragil ist.
LikeLike
Eine soziale Marktwirtschaft wird es wohl nicht mehr geben. Wir bewegen uns in Richtung Endstadium, siehe USA. Dieses System wird schon jetzt nur künstlich durch vogelwilde Zentralbanken am Leben erhalten, die unkontrolliert Geld in den Markt pumpen, ohne reellen Gegenwert. Deswegen kann auch der Bitcoin derartig an Wert gewinnen, obwohl er überhaupt keinen materiell vorhandenen Gegenwert hat. Das System führt sich Tag für Tag selbst ad absurdum, einzelne Hedgefonds verbrennen hunderte Millionen in wenigen Stunden, aber es wird über sozialistische Misswirtschaft schwadroniert.
Die Menschheit wird einen neuen Weg beschreiten müssen, um das schlimmste zu verhindern.
Ich verstehe deine Bedenken gegenüber radikal-linker Theorie. Ich finde das Argument „Der Mensch ist halt so“ aber nicht ausreichend. Es ist schwierig und es müssen definitiv neue Theorien her, die der Zeit angemessen sind. Allerdings werden Reformen innerhalb des Kapitalismus nichts bringen, zumindest nicht für die Menschen, die unter die Armutsgrenze fallen, ob hier oder sonst wo.
LikeLike
In der Tat hast du zwei wirklich überdemensionale Fässer in deinem Beitrag aufgemacht. Und man kann leider nicht oft genug den Finger in die beiden Wunden der Gesellschaft legen.
Jeder kann in seinem Mikrokosmos durchaus kleine aber wichtige Zeichen setzen, das wäre ein wichtiger Anfang. Und deshalb werde ich auch nicht aufhören, Gegendemonstrationen zu besuchen, wenn irgendwo Rechte, Nazis oder Pseudo-Demokraten Veranstaltungen abhalten. Für mich sind nicht die Nazis und Rechten die auf die Strasse gehen das ganz große Problem, sondern vielmehr der latente Rassismus derer, die sich zu Hause „verstecken“, am Stammtisch dumpfe Argumente nachplapplern und es ihre eigene Überzeugung nennen. Hier muss man argumentatativ ansetzen, denn erfahrungsgemäß kann man diese Leute noch beeinflussen. Wenn sie erstmal organisiert sind, ist dies weitaus schwieriger.
Aber nicht nur in den Ländern die du genannt hast, ist dies ein Problem, sondern auch in den eigentlich als demokratisch-sozialen Staaten Nordeuropas sind Gruppierungen mit rechter Gesinnung nicht selten.
Was die Rettung des Planeten betrifft, ist das sogar noch weitaus schwieriger, einen Turnaround zu schaffen. Denn es wird immer Lobbyisten geben, denen das eigene Bankkonto näher ist, als alles andere. Und die Umweltprobleme sind sogar noch vielschichtiger.
Aber es lohnt sich immer zu kämpfen, statt die Hände in den Schoß zu legen! Und je mehr Menschen sich aktiv beteiligen und nicht nur die stumme Mehrheit bilden, desto erfolgreicher kann eine Gegenbewegung sein.
Viele Grüße vom Polarfuchs
LikeGefällt 1 Person
Es stimmt, wir haben es mit einem globalen Problem zu tun, welches jeden Mensch betrifft.
Irgendwann muss die Menschheit aktiv werden, sonst verschwindet sie genau so schnell, wie sie auf der Bühne der Geschichte aufgetaucht ist..
LikeGefällt 1 Person
Ui, so viele habe schon ihre Meinung gepostet. Ich selbst gehe in meinen Gedanken gar nicht so weit zurück wie du. Ich bin ein „Kind“ der 68-Generation. Meine Frage ist, warum hat sich die heutige Jugend mit Wohlstand so einlullen lassen, dass sie nicht gegen die herrschende Wirtschaft mit seinen vielen Verkleidungen des Verführens aufbegehrt? Sind alle mit handyspielen wie im Märchen verzaubert worden? Das Geschichtswissen ist zwar da, aber die Verführer von allen Seiten suggerieren etwas anderes in die Hirne der Jugend. Die expandierende Weltwirtschaft trifft sich genau mit dem Gedankengut des Nationalistischen. Es heißt nicht wir wollen die Erde für die Zukunft retten und für die Folgegeneration lebbar erhalten. Nein es heißt du musst dich selber retten, in dem wir dir deine Ängste vor Augen führen. Du musst dich vor deiner Umwelt, deinem Nachbar und den bösen (empathischen) Gedanken schützen. Die anderen sind die Schmarotzer. Nicht du Fleißiger. Wir sorgen schon, dass es dir weiterhin gut geht. Und diese junge, auch gebildete Jugend nimmt alles unkritisch und Gottgegeben hin. Das tut mir weh. – Grüße aus dem Gebirge.
LikeGefällt 1 Person