Dieses mittlerweile zwanghafte zur Schau stellen des eigenen „tollen“ Lebens. Instagram, Snapchat, Facebook und so weiter. Möglichkeiten zu imponieren, ein nach außen besseres, interessanteres und aufregenderes Leben zu haben als die anderen sozialen Kontakte. Prima!

Wo bleiben da die Schattenseiten? Wo bleibt der Individualismus, die persönliche Kreativität? Anstatt die eigenen Talente einzubringen um der Gesellschaft einen Mehrwert zu ermöglichen, sei es nur kulturell, räkeln sich viele Frauen auf identisch aussehenden Strandfotos im Bikini vor der Kamera. Männer bevorzugen offenbar prollige Spiegelfotos im Gym, wobei die Frauen sich auch in dieser Hinsicht bestens emanzipiert zu haben scheinen. Hier sollen jetzt auch keine Geschlechterklischees befeuert werden, dafür sorgen andere Medien bereits genug.

Mittlerweile ist man offenbar nur, was man vorgibt zu sein. Leute, die nicht in der mit Fahrstuhlmusik beschallten Seifenblase der kapitalistischen Konsumgesellschaft leben, die übrigens jederzeit platzen könnte, müssen sich für ihre Ansichten zum Leben und Sein meistens rechtfertigen oder schämen. Leute, die Schwierigkeiten haben, dem Leben in der aktuellen Gesellschaft mehr positive als negative Dinge abzuringen, werden obendrein noch verspottet und ausgegrenzt.

Nicht alles ist schwarz und weiß, auch in dieser Hinsicht nicht. Ich verurteile nicht alles, erhebe meine Moral nicht über die der anderen. Aber bitte, lasst die Schattenmenschen in Ruhe, ihr müsst euch doch auch nicht ständig für eure dämlichen Bilder, geklauten englischen Philosophenzitate und sonstige Allüren rechtfertigen. Wieso dann also wir? Ich will niemanden auf diesen lifestyle reduzieren, ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass es auch noch andere Teile der Gesellschaft gibt, die eben anders zum Leben stehen. Ich dachte immer wir wären eine so vielfältige Gesellschaft.

Der Gesellschaftsvertrag, dem wir alle angehören, ist ein Vertrag aller Individuen. Jede/r ist beteiligt. Das dürfen wir nie vergessen. Wir alle haben also auch einen Gestaltungsauftrag, den wir nicht einzelnen wenigen Strömungen überlassen sollten.

Cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich. Machen wir also etwas aus den Gedanken, die uns zu jeder Sekunde begleiten. Mögen sie noch so düster sein, sie machen umso kreativer. Ein normaler, gesunder Geist ist kein Teil meiner Sehnsucht mehr. Sich selbst akzeptieren ist der erste Schritt. Wie es weiter geht, weiß ich selber nicht.

Es bleibt also spannend, immerhin etwas!

Von der Insel aus dem Nadelwald

Tanne